Deutscher Delegationsbesuch in Nepal (2. – 5. April 2017)

28. Mai 2017 at 22:36

Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks führt Gespräche über Klimawandel, Waldrestauration, Bodenschutz und besucht Projekte, die mit deutschen Mitteln gefördert werden.

Nepal ist ein Land, das durch den Klimawandel stark gefährdet ist. Gletscherschmelze und der dadurch hervorgerufene Anstieg des Wasserspiegels von Gletscherseen sind weiterhin zu erwarten. Die Luftverschmutzung in Kathmandu und Umgebung ist alarmierend. Eine gute Waldrestauration und Aufforstung können dazu beitragen die Erderwärmung zu stoppen und den Klimawandel aufzuhalten. Auch der Boden- und Wasserschutz sind in diesem Zusammenhang relevante Themen, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

Der viertägige Aufenthalt der Bundesumweltministerin Dr. Hendricks fällt in eine Zeit, in der die schlechte Luftqualität in Kathmandu immer spürbarer wird und die Stadt unter einer dunklen Smog Glocke verschwindet. Deutschland gehört zu den wichtigsten bilateralen Gebern Nepals. Die langjährigen diplomatischen Beziehungen zu dem kleinen Himalaya Staat machen Deutschland zu einem verlässlichen Partner. Der Austausch über brisante Umweltthemen war einer der Schwerpunkte des Aufenthalts der Ministerin. Während dem Ministertreffen wurden Möglichkeiten der technischen Zusammenarbeit erörtert und die kurzfristige Implementierung eines Bodenschutz Projekts besprochen. „Die Ausstattung der zahlreichen Ziegeleien mit Filtern, könnte im Rahmen der technischen Zusammenarbeit ein deutscher Beitrag zur Reduzierung der Verschmutzung und Verbesserung der Luftqualität in Nepal sein.“ äußerte die Umweltministerin in einem Pressegespräch.

Der Besuch von geförderten Projekten bildete den weiteren Schwerpunkt der Reise. Während der Besichtigung eines Dorfentwicklungsprojekts „Climate Smart Village“ im Kavre Distrikt stellten nepalische Frauen ihre Arbeit mit großem Selbstbewusstsein der Delegation vor. Im Wissenspark Godavari, einem Model für ganzheitliche Entwicklung und Praktiken in der Landwirtschaft, hat sich die Ministerin über die Inhalte und Ergebnisse informiert. Vor Ort sind verschiedene Technologien in den Bereichen erneuerbare Energien, Wassermanagement, Vegetation und Bodenbewirtschaftung zu sehen.  Das Projekt kann von jedermann besichtigt werden und soll die Besucher über die Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung in einem Hochgebirge Ökosystem informieren und sensibilisieren. „Ich bin sehr beeindruckt, was in Nepal zum Schutz der Wälder gemacht wird.“ erklärte die Ministerin gegenüber Pressevertretern.

Bei einem Besuch der Altstadt von Patan hat sich die Umweltministerin von den Wiederaufbauarbeiten überzeugt. Der mit Tempelanlagen übersäte Königsplatz in Patan war durch das verheerende Erdbeben im April 2015 stark betroffen.  Jetzt, fast zwei Jahre danach, befindet sich die vom Kathmandu Valley Preservation Trust geleitete Restauration in vollem Gange. Die einzelnen Tempel, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählen, werden unter anderem mit deutscher Beteiligung wiederaufgebaut. Direkt nach dem Erdbeben konnten viele historische Bauteile mit der Hilfe von Bewohnern und anderen Freiwilligen eingesammelt und im Innenhof des Museums gelagert werden. So blieben sogar Holzschnitzereien aus dem 9. Jahrhundert erhalten. Die akribische Sortierung und Nummerierung der nicht beschädigten Elemente erleichtern nun die Restaurierungsarbeiten. Die im Land vorhandenen Fähigkeiten der Handwerkskunst tragen darüber hinaus zu einem erfolgreichen Wiederaufbau bei. Heiligtümer und Tempel sind ein wichtiger Bestandteil im Alltag und Leben der Bevölkerung. Die deutsche Beteiligung am Wiederaufbau der Tempelanlagen findet dadurch eine besondere Bedeutung für die Menschen vor Ort.

Santa Man Maharjan, Einwohner von Patan und Betreiber des Gästehauses Lalit Heritage Home berichtet in einem Gespräch über die kulturelle Bedeutung des Patan Durbar Square. Der Platz ist ein lebendiges offenes Denkmal. Früh morgens und abends ist die Geschäftigkeit um den Tempelbereich besonders wahrzunehmen. Für alte und junge Menschen ist der altertümliche Bezirk als Treffpunkt nicht wegzudenken.  Während der vielen nepalischen Feste spielt dieser, für die Einheimischen so besondere, Ort eine zentrale Rolle und wird für traditionelle Aufführungen und Prozessionen genutzt.

„Ich kann die Wiederaufbauarbeiten am Durbar Square täglich von der Dachterrasse meiner Pension beobachten. Obwohl der Platz schon seit langer Zeit frei geräumt ist, gehen die Arbeiten langsam voran.“ setzt Santa seine Ausführungen fort.  Schuld daran ist seiner Meinung nach, die schleppende Initiative und Handlungsfähigkeit der nepalischen Regierung. Seine Enttäuschung ist ihm dabei ins Gesicht geschrieben.

Von seinem Logenplatz aus, hat Santa die deutsche Delegation am Tag des Ministerbesuchs allerdings nicht entdeckt. Das findet er sehr schade, denn er schätzt den deutschen Beitrag zum Wiederaufbau sehr. „Deutschland unterstützt die Stadt Patan mit Spendengeldern in verschiedenen Bereichen. Vor einigen Jahren wurde ein Projekt zur Müllentsorgung umgesetzt. Im Vordergrund der Unterstützung steht nun der Wiederaufbau der Tempelanlagen und damit der Lebendigkeit und Essenz des Weltkulturerbes.“

Die nachfolgende Aufforderung der Umweltministerin an die Menschen in Nepal könnte ein wirksames Mittel gegen die tiefe Enttäuschung von Santa über die eigene Regierung sein:

„Ich möchte die Menschen in Nepal aufrufen zur Wahl zu gehen und von ihrem demokratischen Recht Gebrauch zu machen.“

 


Pressegespräch in Kathmandu

 

Artikel erschienen in der Zeitschrift der Deutsch-Nepalischen Gesellschaft „Nepal-i“ (deutsch-nepali Magazin) – Ausgabe 116/2017