Kalinchowk Tour

29. April 2017 at 17:10

Die perfekte Mischung aus Abenteuer, Faszination und nepalischem Leben

Wer Nepal bereist, möchte gerne die hohen Bergriesen sehen.  Wer dafür wenig Zeit mitbringt und ein lokales Kleinod sucht, findet in der Tour zum heiligen Ort Kalinchowk (3.747 m) im Dolakha Distrikt eine lohnenswerte und touristisch kaum frequentierte Reiseroute.

Innerhalb von drei oder vier Tagen erwarten den Reisenden eine Mischung aus Abenteuer, Faszination und nepalischem Leben.  Es bieten sich hervorragende Ausblicke auf die Gaurishankar Gebirgskette, Rolwaling Himal mit Melungtse (Tibet, 7.181 m) und Numbur Peak (6.958 m), Jugal Himal mit Shishapangma (Tibet, 8.013 m) und Langtang Himal.

Die Berge scheinen zum Greifen nahe. Atemberaubende Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge. Ein Meer aus aufsteigenden Nebelschwaden mit den hohen weißen Bergriesen im Hintergrund. Im Frühjahr zaubern die Blüten der unzähligen Rhododendron Wälder zusätzlich farbige Tupfer in die Landschaft und auf das Erinnerungsfoto.

 

Mystische Stimmung

 

Kalinchow ist ein heiliger Platz zu dem Einheimische aus Nah und Fern pilgern. Der Tempelbereich Kalinchowk Bhagwati ganz oben auf der höchsten Erhebung des Bergrückens ist der Göttin Kali geweiht. Die schwarze schreckliche Göttin, die böse Manifestation von Parwati, der Frau von Shiva.

 

Dreizacke im Nebelmeer

 

Bereits während der Fahrt von Kathmandu über Dhulikhel, Balephi, Karichaur, Mure, Karidhunga nach Charikot sorgt die grüne und abwechslungsreiche Landschaft für Begeisterung bei den Besuchern. Diese Idylle lässt die derzeitigen staubigen Straßenbauarbeiten etwas erträglicher werden. Charikot ist eine typisch lebendige Bezirkshauptstadt, die touristisch – bis auf den guten Ausblick auf den Himalaya – wenig zu bieten hat. Es gibt viele einfache, aber auch mittelprächtige Unterkünfte und Hotels. Sehr zu empfehlen ist das Hotel Charikot Panorama Resort, das oberhalb des Stadtkerns liegt.  Wer nach der Ankunft noch etwas Zeit hat, kann über den quirligen Bazar schlendern und in das nepalische Stadtleben eintauchen.

 

Blick auf Gaurishankar Himal von Charikot aus

 

Nachdem mittlerweile eine einfache Schotterpiste von Charikot bis nach Kurikharkha auf 3.345 m führt, bietet es sich an diese Strecke mit einem Jeep zurückzulegen. Die seitlichen Haltegriffe im Fahrzeug erlangen eine hohe Wichtigkeit während die Fahrzeuginsassen unaufhaltsam Hin und Her geschüttelt werden. Dennoch ist eine abenteuerliche Fahrt dem Wandern auf der staubigen, unbefestigten Fahrbahn mit mäßigem Fahrbetrieb vorzuziehen. Bereits die Blicke auf die Gaurishankar Gebirgskette, die ab und zu en befahrbaren Wald – und Feldweg säumen, tragen zur Entschädigung bei. Sonnenuntergangsbeobachtungen und der fantastische Blick auf die majestätisch thronenden Himalaya Gipfel am Aussichtspunkt kurz vor Kurikarkha lassen die teils beschwerliche Fahrt dann völlig vergessen.  Die aufziehenden Nebelschwaden bilden zusammen mit der untergehenden Sonne fantastische Lichtspiele. Die kleinen Choerten und Steintempel tragen darüber hinaus zu einer mystischen Stimmung bei.

Kurikharka ist eine kleine, aus mehreren Lodges und Gästehäusern bestehende, unterhalb von Kalinchowk in einer Mulde liegende Siedlung. Die markante Formation des Kalinchowk, einer eiförmigen Erhebung, platziert auf dem Höhenzug ist bereits von Kurikharka aus zu sehen.

 

Kurikharka

 

Wer der Sonnenaufgang ganz oben auf dem Kalinchowk genießen möchte, muss sehr früh aufstehen. Die Wanderung von Kurikharka bis zum Tempelbereich dauert ca. 2 – 3 Stunden.  Eine gute und helle Taschenlampe sollte dabei nicht vergessen werden. Wer nicht gut zu Fuß ist oder etwas länger schlafen möchte, kann mit dem Jeep bis zum ersten Aussichtspunkt mit Parkplatz fahren. Von dort aus geht es über einen schmalen Pfad den Bergrücken entlang bis nach ganz oben. Das letzte Stück ist relativ steil, lässt sich aber durch die betonierten Treppen mit Geländer gut bewältigen. Diese Wanderung dauert ca. 1 – 1 ½ Stunden.  Auf 3.747 m angekommen, werden die Besucher mit einem Meer aus Dreizack, Glocken und Gebetsfahnen empfangen. Die hohen schneebedecken Berge und die Lichtreflexe der aufgehenden Sonne lassen das Herz vor Verzückung tanzen. Ein wahrlich heiliger Platz. Hier lässt es sich Verweilen. Die Rituale und Opferungen der Pilger sind interessant zu beobachten.

 

Gebetsfahnen und Himal

 

Eine warme Tassen Tee oder Kaffee in einem der Teehäuser unterhalb des Gipfels machen den Rückweg leichter.  In Kurikharka angekommen, kann nach einem ausgiebigen Frühstück die Heimfahrt nach Kathmandu oder Rückkehr nach Charikot angetreten werden.

Das Kloster Druk Choeling Nunnery mit insgesamt 17 Nonnen liegt etwas versteckt, seitlich der Straße, die nach Charikot führt. Es bietet sich an die wunderschöne, idyllisch an einem Hang gelegene Klosteranlage zu besichtigen. Der dortige Ausblick auf die Gaurishankar Kette ist atemberaubend.

 

Choerten im Druk Choeling Nonnenkloster

 

Wer sich Zeit lassen und die frische klare Luft genießen möchte, kann nach diesen beeindruckenden Erlebnissen noch eine Nacht in Charikot oder Kurikharka verbringen. Der Bhimeshwar Tempel im Ort Dolakha, könnte während einer zusätzlichen Übernachtung in Charikot besichtigt werden.

Wer die Rückfahrt nach Kathmandu über Manthali bis nach Khurkot auf der Khurkot Manthali Straße und anschließend via Nepalthok und Dhulikhel auf dem BP Koirala Highway wählt, bekommt nochmals eine ganz andere Seite Nepals gezeigt. Der BP Koirala Highway, der mit japanischer Unterstützung gebaut wurde, macht ein bequemes Reisen möglich. Vorbei geht es an den Flüssen  Tamakoshi und Sunkoshi. Üppiges Weidegras, grüne Terrassenhänge und die weißen Sandbänke der beiden Gewässer wechseln sich mit einer Hügellandschaft aus roter Erde ab.

Innerhalb kurzer Zeit können bei dieser Tour tolle Eindrücke gesammelt und zusätzlich insgesamt sechs verschiedene Distrikte (Kathmandu, Bhaktapur, Kavre, Sinduphalchowk, Dolakha, Ramechhap) durchquert werden.

Reiseroute für 3 / 4 Reisetage:

Tag 1:
Kathmandu – Charikot (2.088 m) via Dhulikhel, Karichaur, Karidhunga (ca. 6 h) (empfehlenswertes Hotel: Charikot Panorama Resort), Übernachtung in Charikot
Tag 2:
Charikot – Kurikharka (3.345 m) (ca. 2 – 3 h), empfehlenswerte Lodge/Teehaus Kalinchowk Country Vila, lohnenswerter Stopp am Aussichtspunkt (Sonnenuntergangsbeobachtungen) kurz bevor es in die Talschneise nach Kurikharka geht, Übernachtung in Kurikharka

Tag 3:
Kalinchowk – Sonnenaufgangsbeobachtungen, zu Fuß von Kurikharka bis zum Tempelbezirk (ca. 2 – 3 h) oder mit dem Jeep von Kurikharka bis zum ersten Aussichtspunkt mit Parkplatz (3.550 m) (ca. 20 min Fahrt, 1 – ½ h Wanderung bis zum Tempelbezirk),
Kurikhara  – Charikot (ca. 2 h), Besuch des Druk Choeling Nonnenklosters auf dem hälftigen Rückweg nach Charikot, Option A: Charikot – Kathmandu über den BP Koirala Highway oder Option B: weitere Übernachtung in Charikot und Besichtigungsmöglichkeit Bhimeshwar Tempel in Dolakha,

Tag 4:
Charikot – Kathmandu (ca. 7 – 8 h) via Manthali und danach auf dem BP Koirala Highwa via Khurkot, Neaplthok, Dhulikhel nach Kathmandu.

 

Herrlicher Ausblick auf das Himalaya Gebirge

 

Die englische Version dieses Artikels wurde im New Spotlight Magazine Nepal am 03. Februar 2017 veröffentlicht.

http://www.spotlightnepal.com/News/Article/Kalinchowk-Tour-perfect-tour-Nepal

Hinduistische Rituale in Pashupatinath – Leben und Tod (T2)

26. Februar 2016 at 21:31

Pashupatinath ist der wichtigste Hindu-Tempel im Kathmandutal. Er befindet sich am Ufer des heiligen Flusses Bagmati. Der eigentliche Tempel ist nur für Hindus zugänglich, der äußere Tempelbezirk darf hingegen von jedermann betreten werden. Täglich finden in Pashupatinath öffentliche Feuerbestattungen statt.

Heute sind wir nicht hier um unseren Gästen diesen heiligen Platz zu zeigen. Heute sind wir hier um uns von einer warmherzigen, hilfsbereiten, aufgeschlossenen Persönlichkeit zu verabschieden.

Unser Vermieter ist ganz plötzlich und unerwartet verstorben. Seit 8 Jahren, genau so lange wie ich nun in Nepal lebe, wohnen wir zusammen unter einem Dach. Es ist mir ein Herzensbedürfnis ihm die letzte Ehre zu erweisen. Wir sind etwas unsicher wie wir uns verhalten sollen. Ist es doch die erste hinduistische Trauerzeremonie an der wir teilnehmen. Wir haben Blumengirlanden aus Tagetes gekauft. Nun stehen wir am Ghat (Wort aus dem Sanskrit;  Bedeutung: Böschung / Treppe, die zu einem Fluss oder Gewässer führt) direkt unterhalb des Haupttempels. Auf einer der Treppen ist der Leichnam aufgebahrt. Der Körper ist in ein Tuch gewickelt, bedeckt mit unzähligen Blumenketten. Neben dem nicht verhüllten Kopf sind brennende Räucherstäbchen in die Bodenritzen gesteckt. Das Gesicht sieht friedlich und frisch aus. Es scheint als würde dort ein Schlafender liegen und gleich aufwachen.

Unser Nachbar kennt sich mit den hinduistischen Ritualen aus. Er sagt, wir sollen um den Körper herumgehen und dann die Blumengirlande darauf ablegen. Die beiden Söhne, die daneben stehen, bedanken sich für die Anteilnahme. Eigentlich ist dies nicht anders als bei einer Beerdigung. Dort werfen die Trauergäste auch Blumen oder Erde ins Grab. Es kommen immer mehr Menschen, die Blumen niederlegen und sich verabschieden. Nach einer Stunde beginnt die eigentliche Zeremonie mit den Ritualen.

Der Leichnam wird von der Bahre genommen und von den Söhnen und anderen Verwandten  zu der abschüssigen Stelle, die direkt in den Bagmati Fluss mündet, gebracht.  Die Lagerung des Körpers erfolgt so, dass die Füße in den Fluss ragen. Die Blumengirlanden werden zur Seite gelegt. Oberhalb des Kopfes befindet sich ein Loch bzw. ein Durchbruch mit einer Quelle.  Daraus wird mit der hohlen Hand eine Flüssigkeit aus Wasser und Milch geschöpft und dem Toten in den Mund geträufelt. Die letzten Waschungen finden statt. Das Gesicht wird mit rotem Zinnoberpulver bestäubt, es brennen wieder Räucherstäbchen neben dem Kopf. Die Witwe gibt nun ihre Kette aus kleinen feinen grünen Perlen (Nepali = Pote), die ein Symbol der Verheiratung ist, sowie den Hochzeitsschmuck (Nepali = Mangalsutra) an den verstorbenen Ehemann zurück.

Der Verstorbene wird danach auf eine Bahre aus Bambus gelegt. Der Priester bläst in das Muschelhorn. Es ist das Zeichen, dass die Verbrennung kurz bevor steht. Die Söhne und weitere Helfer tragen den Leichnam zum Verbrennungsplatz. Am Arya Ghat (Verbrennungsstelle für Regierungsbeamte und höhere Kasten) sind bereits die Holzscheite aufgeschichtet.  Rundherum ist der Platz mit Blumenketten geschmückt. Ein kleiner Baldachin in orange ist aufgebaut. Der Leichnam wird auf der Bahre insgesamt dreimal im Uhrzeigersinn um den Platz getragen. Die Söhne unterlegen danach auf Anweisungen des Priesters das aufgestapelte Holz mit Stroh, Sandelholz und Ghee (geklärte Butter). Danach wird der tote Körper darauf gebettet. In Ghee getränktes Stroh und Münzen werden nun in den Mund des Verstorbenen gesteckt. Die Söhne drehen nochmals drei Runden wobei der älteste Sohn vorangeht und ein brennendes Holzstück trägt. Der jüngere Sohn hält ihn am Arm und geht hinterher. Bei jeder Runde berühren die Söhne mit ihren Köpfen die Füße des Toten. Nach den Umrundungen zündet der älteste Sohn das Stroh im Mund an.

Nun umrundet die Witwe und andere Verwandte den Leichnam. Die Söhne müssen am Ghat bleiben bis zum Ende der Kremation. Im Hinduismus enden damit die notwendigen Rituale, insbesondere für die Witwe und die Söhne, noch nicht.

Wie setzen sich die Rituale fort?
Was bedeutet der Tod im Hinduismus?
Gibt es auch im Hinduismus so etwas wie einen Leichenschmaus?
 

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Pashupatinath – Verbrennungsstätte