Der Stupa von Boudhanath in Nepal ist wiederaufgebaut

3. Dezember 2016 at 5:20

Wenn die alles sehenden Augen Buddhas wieder strahlen!

„Om Mani Padme Hum“ und andere Mantras waren während den Zeremonien, die vor der offiziellen Einweihung der Stupa in Boudanath am 22. November 2016 stattfanden, bereits von Weitem zu hören. Drei Tage lang wurden spezielle Rituale von hohen buddhistischen Klostervorstehern und Mönchen durchgeführt.

18 Monate hat es gedauert. Nun ist das Heiligtum wieder komplett. Die Renovierungs- und Restaurationsarbeiten am buddhistischen Stupa von Boudhanath sind abgeschlossen. Der weiße Kuppelbau, der auf einem mehrstufigen Sockel steht, ist mit Blumenschmuck übersät. Die Gebetsfahnen flattern im Wind und der neue Aufbau strahlt mit der Sonne um die Wette.

Erdbeben beschädigt den Stupa
Durch das verheerende Erdbeben am 25. April 2015 erlitt der goldene Aufsatz der Stupa schwere Schäden. Die Risse reichten bis in den oberen Bereich der Halbkugel. Der komplette Aufbau, bestehend aus dem viereckigen Turm, genannt Harmika, den 13 Stufen zur Erleuchtung, dem Lotus, dem Seidenbaldachin und der Turmspitze, musste abgetragen und neu aufgebaut werden.

Nackt und bloß wirkte die weiße Kuppel ohne den schillernden Aufsatz während den Bauarbeiten. Wer den Monumentalbau in seiner vollen Pracht kannte, dem blutete das Herz.

Das Boudhanath Area Development Comittee leitete die Wiederaufbauarbeiten. Das Amt für Archäologie leistete technische Unterstützung und sorgte für die Einhaltung der archäologischen Normen. Demnach wurden nur traditionelle Baumaterialien wie Ziegelsteine, Kalkstein und Surkhi Mörtel, ein eigens aus gemahlenem Ziegel- und Tonpulver hergestellter Mörtel, verwendet.

Unterstützung von buddhistischen Organisationen und freiwilligen Helfern
Viele Gläubige boten ihre Arbeitskraft an und halfen als Freiwillige. Frauen pinselten die kleinen Nischen mit weißem Kalk aus und Männer hievten Ziegelsteine in den Lastenaufzug. Nach den buddhistischen Lehren führen gute Taten zu gutem Karma im nächsten Leben.

Laut offiziellen Angaben finanzierten nationale und internationale Spenden, die hauptsächlich von buddhistischen Organisationen und Anhängern geleistet wurden, den ca. NRP 230 Millionen (ca. EUR 2 Millionen) teuren Wiederaufbau des Monuments. Auf Regierungsgelder wurde nicht gewartet.

Betroffene verbringen den zweiten Winter in Notunterkünften
Warten, das müssen dennoch viele Erdbebenopfer. Der schleppende Wiederaufbau von Privathäusern, Schulen und anderen beschädigten Gebäuden steht auf der anderen Seite der Medaille. Direkt neben dem Hotel Hyatt, nur wenige Meter von dem Stupa entfernt, leben die Menschen nach 1 ½ Jahren noch immer unter Plastikplanen. Auch in den anderen, schwer getroffenen Regionen Nepals gibt es viele Familien, die den zweiten Winter in Zelten und unter Wellblech verbringen müssen. Nach öffentlichen Informationen wurde die erste Rate der staatlichen Hilfe über NPR 50.000 (ca. EUR 435,00) bereits an mehr als zwei Drittel der Betroffenen ausbezahlt.

Heiligtümer spielen eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen
Dennoch gibt es einige Organisationen und Initiativen die bereits Dörfer und Schulen wiederaufgebaut haben. Beispielsweise hat das nepalische Komiker-Duo Dhurmus und Suntali mit ihrer Stiftung eine Siedlung mit 65 erdbebensicheren Häusern, Kinderspielplätzen und einem Bürgerhaus errichtet. Genauso wichtig ist es für viele Gläubige endlich wieder den kompletten Stupa umrunden zu können. Besuche und Verehrung von Heiligtümern gehören in Nepal zu den täglichen Ritualen.

Der Stupa von Boudhanath zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und ist einer der größten Stupas der Welt. Das Heiligtum gilt als Hauptzentrum der Tibeter in Nepal.  Allerdings wird das Monument von Buddhisten und Hindus gleichermaßen besucht.

Die zahlreichen Besucher und Gläubige, die den Zeremonien und der Eröffnungsfeier beiwohnten, zeigen ebenso, welche große Rolle dieses Heiligtum im Leben der Menschen im Land spielt. Gleichmäßig und rhythmisch murmeln sie die Mantras und schieben dabei Perle um Perle an ihren Gebetsketten weiter.

NAMASTE!

Artikel erschienen in der Zeitschrift der Deutsch-Nepalischen Gesellschaft „Nepal-i“ (deutsch-nepali Magazin) – Ausgabe 115/2016

 

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Boudha Stupa am 26. Juli 2012

 

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Boudha Stupa am 5. Juni 2015

 

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Boudha Stupa am 9. November 2015

 

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Boudha Stupa am 5. November 2016

 

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Beleuchtete Boudha Stupa am 19. November 2016

 

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Boudha Stupa am 22. November 2016

 

Ganzheitliche Heilung nach tibetischer Medizin in Nepal

30. November 2016 at 12:19

Auf den Spuren der Amchi Doktoren im Himalaya

Geht das uralte Heilwissen in Nepal verloren? Welche Herausforderungen haben die tibetischen Naturheiler in der heutigen Zeit zu bewältigen? Gibt es Möglichkeiten diese Heilmethode zu erhalten? Diese und weitere Fragen wurden bei der „Internationalen Konferenz über Heilmethoden im Himalaya“ diskutiert.

„Namaste und Tashi Delek, ich bin ein Amchi Doktor und komme aus Jharkot, einem kleinen Dorf im Lower Mustang Gebiet in Nepal. Über neun Generationen hinweg wird in meiner Familie tibetische Medizin praktiziert. Für die lokale Bevölkerung führen wir außerdem Rituale nach der altertümlichen Bön Tradition durch.“ stellt sich Nyima Samphel vor.

Internationale Konferenz im entlegenen Apfelparadies Marpha
Nyima Samphel war einer der Referenten, die Anfang Oktober 2016 an der „Internationalen Fachkonferenz über Heilmethoden im Himalaya“ in Nepal teilnahmen.  Zu der dreitägigen Zusammenkunft im entfernten Dorf Marpha reisten tibetische Doktoren aus den Regionen Upper Mustang und Tsum sowie internationale Redner an.

„Als Veranstaltungsort haben wir bewusst den kleinen Ort Marpha auf 2.670 m gewählt“ sagt Nadine Plachta, Repräsentantin des Südasien Institut Kathmandu. „Zum einen können wir mit der Durchführung einer Konferenz in den Bergen, die lokale Bevölkerung unterstützen. Zum anderen bietet diese buddhistische Siedlung fernab der Hauptstadt Schutz für die in Abgeschiedenheit lebenden Amchis.“

Als Vertreter der Hauptorganisatoren wohnten dem Kongress der deutsche Botschafter Matthias Meyer, UNESCO Repräsentant Christian Manhart und der Tibetologe Christoph Cüppers bei. Das Symposium fokussierte den Wissensaustausch zwischen Menschen mit unterschiedlich medizinischem Hintergrund sowie die Schaffung eines Netzwerks um diese traditionelle Medizin zu erhalten. Diskussionen über die verschiedenen Sichtweisen zu Krankheiten und Krankheitsbildern sowie Behandlungsmethoden standen ebenfalls auf dem Programm.

Zwei europäische Nonnen, die im buddhistischen Kloster Kopan in Kathmandu ordiniert sind und fließend Tibetisch sprechen, fungierten während der Konferenz als Übersetzerinnen.  Eine Verständigung zwischen den tibetisch sprechenden Amchi Doktoren und den anderen Teilnehmern und Referenten war somit gewährleistet.

Geistesgifte, Körpersäfte und Kräuterpillen
Sowa Rigpa ist tibetisch und bedeutet übersetzt „Die Wissenschaft vom Heilen“. Diese Heilkunde ist eine der ältesten und wird in Tibet und quer durch den Himalaya praktiziert. Die Wurzeln der tibetischen Medizin sind in der traditionell chinesischen Medizin (TCM) und im Ayurveda zu finden. Darüber hinaus sind die Lehren Buddhas, Elemente des Tantrismus und Ritualpraktiken weitere Bestandteile dieser Heilmethode. Die Jahrhunderte alte medizinische Tradition betrachtet den Menschen ganzheitlich. Wenn sich Körper, Seele und Geist nicht im Gleichgewicht befinden entsteht Krankheit. Auch die im Buddhismus beschriebenen drei Geistesgifte Begierde, Hass und Verblendung wirken gemäß tibetischer Medizin schädigend auf die Gesundheit. Bei der Diagnose und anschließenden Auswahl der Behandlungsmethoden werden zusätzlich die konstitutionellen Eigenschaften eines Menschen berücksichtigt. Die tibetische Medizin geht davon aus, dass eine Unausgewogenheit der drei Körpersäfte Wind, Galle und Schleim, Einfluss auf das Krankheitsbild haben. Heilkräuter, Mineralien und Naturprodukte aus dem Himalaya bilden die Grundlage für die Herstellung von Arzneimitteln und alternativen Heilbehandlungen.

Über den Puls zur Heilung
Die Diagnose wird bei der tibetischen Heilkunst hauptsächlich durch das Tasten und Hören des Pulsschlags gestellt. Diese Praktik erfordert ein jahrelanges Studium und Üben. Die Analyse des Urins und eingehende Betrachtung von Zunge und Augen sind weitere Methoden der Diagnostik.

Zur Heilung von Krankheiten und Aktivierung der Selbstheilungskräfte werden Heilkräutern in Form von Pulver, Flüssigkeiten und Pillen verabreicht. Zu den externen Therapien gehören der Aderlass, die Auflage von Kompressen, Moxibustion, Ölmassagen und Kräuterbäder.

Ani Kunsang, ein weiblicher Amchi aus dem Tsumtal im Gorkha Distrikt erklärte den Konferenzteilnehmern die besondere Wirkung des Kräuterbads: „Durch die Zugabe von verschiedenen Kräutern, die den gegensätzlichen Elementen Wasser und Feuer zugeordnet sind, hat diese Behandlung die gleiche therapeutische Wirkung wie ein Bad in einer natürlichen heißen Quelle. Heilkräuter werden im Tsumtal bis zu einer Höhe von 5.000 m gesammelt und zur Herstellung von Medikamenten und Kräuterpillen verwendet.“

Herausforderungen und Möglichkeiten
„In Nepal ist das Upper Mustang Gebiet am dichtesten mit Amchi Doktoren besiedelt. Bis zum 14. Jahrhundert gehörte Upper Mustang zu Ngari, einer Region im Westen Tibets. In früheren Zeiten hatte jedes Dorf seinen eigenen Amchi. Heutzutage ist ein Arzt für mehrere Dörfer zuständig und es wird immer schwieriger das Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Landflucht und ein Bezahlungssystem, das auf freiwilligen Spenden basiert, sind die Gründe dafür.“ berichtet Amchi Nyima. Er ist nicht der einzige, der während der Konferenz seine Sorge über den Fortbestand der tibetischen Medizin in Nepal zum Ausdruck bringt.

Gaurav Lamichhane, der an der Universität Heidelberg studierte, wies in seinem Vortrag auf die fehlende Anerkennung der Tibetischen Medizin durch die Regierung in Nepal hin. Die staatliche Gesundheitspolitik sei von der westlichen Medizin beeinflusst. Naturheilverfahren werden außer Acht gelassen und nicht mehr geschätzt.

Um einen Fortbestand der tibetischen Medizin im Land zu sichern, wurden lokale Organisationen und Institutionen ins Leben gerufen. Im Jahre 1993 gründeten die Brüder und praktizierenden Amchi Doktoren Gyatso und Tenzin Bista, die Lo Kunphen Amchi Klinik in Lo Manthang, Upper Mustang.
7 Jahre später eröffneten sie die Lo Kunphen Mentsikhang and School, eine Ausbildungsstätte für Amchis. Die Brüder sind Gründungsmitglieder der Himalayan Amchi Association, die sich aktiv für die Kultivierung und nachhaltigen Nutzung von Heilkräutern im Himalaya sowie Verbesserung der medizinischen Standards einsetzt.

2015 wurde erstmalig ein Bachelor Studiengang Sowa Rigpa Medizin (Amchi Medizin) von der Lumbini Buddhist Universtität in Zuammenarbeit mit dem Sowa Ripga International College in Kathmandu angeboten.

Nach dem Ende der Fachkonferenz steht auch bei den Veranstaltern der Erhalt von einheimischen Heilmethoden und der tibetischen Medizin im Vordergrund. Im Herbst 2017 wird ein Sammelband über die einzelnen Vorträge dieser Tagung erscheinen. Weitere Konferenzen sind im zwei-Jahres-Rhythmus zum Austausch zwischen lokalen Amchi Doktoren und internationalen Medizin Ethnologen geplant.

 

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Dorf Marpha mit buddhistischem Kloster

 

Die englische Version dieses Artikels „I am an Amchi“ wurde in der Nepali Times Ausgabe #832, 11-17 November 2016 veröffentlicht. 

Amchi Doktoren im Himalaya

16. November 2016 at 9:50

Mein Artikel in der Nepali Times (http://nepalitimes.com/) gibt Einblicke in die ganzheitliche Heilung nach tibetischer Medizin (Sowa Rigpa) und berichtet von der Internationalen Konferenz über Heilmethoden im Himalaya.

http://nepalitimes.com/article/nation/I-am-an-amchi,3349

 

 

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Marpha

 

Identity of Nepal

6. Oktober 2016 at 21:39

Sehenswerte Fotoausstellung im Taragaon Museum, Kathmandu

PIX: The Nepal ISSUE – Scope ist eine photographische Erzählung von Nepal und seinen Menschen. Eine künstlerische Darstellung, die die Frage nach der nationalen Identität Nepals aufwirft.

 

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PIX: The Nepal Issue – Scope

 

Wie sieht die Welt Nepal und seine Menschen?
Wie sehen sich die Nepali selbst?
Wie sehen die nepalesischen Künstler ihr Land und ihre Mitmenschen?

Wer mehr darüber erfahren möchte sollte unbedingt die Ausstellung im Taragaon Museum (www.taragaonmuseum.com), Boudanath – Kathmandu im Zeitraum vom 30. September bis 7. November 2016 besuchen. Die Ausstellung entstand im Rahmen des indischen Projektes PIX – A Photography Quaterly (www.pixquarterly.in) und wurde erstmalig im April 2016 im Goethe Institut Max Mueller Bhavan, Neu-Delhi gezeigt.

 

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Taragaon Museum Kathmandu

 

In Kooperation mit der Deutschen Botschaft Kathmandu, dem Taragaon Museum und Hotel Hyatt wurde die Fotoausstellung als begleitendes Event zum kommenden Internationalen Fotofestival “Photo Kathmandu“ nach Nepal (www.photoktm.com) geholt.

 

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Photo Kathmandu

 

Gedanken und Wortspiel zur Ausstellung:

SPIELRAUM
RAUM & SPIEL

Blick durch die Linse
verschwommene Geschichte
Scharfstellung – Klick

Blick durch den Sucher
dunkle Gesichter
Belichtung – Klick

Blick durch das Objektiv
schwarzweiße Träume
Farbfilterung – Klick

Zeitpunkt festgehalten
scharfgestellte Geschichte
konservierte Vergangenheit

Augenblick eingefangen
beleuchtete Gesichter
fixierte Zeitzeugen

Moment aufgenommen
Farbige Träume
retuschierte Realität

RAUM & SPIEL
SPIELRAUM

Internationale Konferenzen & Festivals in Nepal

26. September 2016 at 21:14

Die 13. Internationale Konferenz über Quasikristalle und die 2nd Asia Investigative Journalism Conference mit vielen internationalen Teilnehmern sind gerade zu Ende gegangen.

Weitere internationale und kulturelle Höhepunkte werfen Ihre Schatten voraus:

Vom 21. Oktober bis 3. November 2016 findet zum zweiten Mal das internationale Fotofestival „Photo Kathmandu“ statt. Ausstellungsort wird wie im letzten Jahr die historische Königstadt Patan „Lalitpur“ sein. Weitere Informationen sind zu finden unter www.photoktm.com

Direkt im Anschluss vom 3. November bis 14. November 2016 wird der traditionelle Kartik Naach – Tanz der Götter – auf dem Königsplatz „Durbar Square“ von Lalitpur aufgeführt.

 

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Innenhof Patan Museum