Siebter Rundbrief „Erdbeben in Nepal“

25. Mai 2015 at 23:29

25. Mai 2015 – Siebter Rundbrief „Erdbeben in Nepal“

Erste Eindrücke von Kathmandu – Abholung unserer Hilfsgüter-Sendung

Der 25. April 2015 – exakt vor einem Monat – ist ein Tag, der alles veränderte.

Große Teile von Nepal wurden zerstört und tausende Menschen mussten ihr Leben lassen. Millionen haben ihre Häuser verloren.

Seit 2 Tagen bin ich zurück in meiner nepalesischen Heimat. Die letzten Tage vor dem Abflug waren mit vielen Vorbereitungen verbunden. Während den ganzen Besorgungen in der Düsseldorfer Innenstadt habe ich die wunderschön dekorierten Schaufenster, die Blumen vor den Eingängen, die exklusive Ware in bester Qualität wahrgenommen. Das ist mir sonst nie so aufgefallen. Normalerweise renne ich dort immer vorbei, weil es mich gar nicht interessiert. Auch die Bäume mit ihren sattgrünen Blättern, voll im Saft stehend. Eine Wohltat für die Augen und die Seele. Ganz bewusst hatte ich mich nochmals so richtig vollgesogen mit alle den schönen Dingen, die uns hier in Deutschland umgeben. Ich erhoffe mir dadurch ein bisschen meine innere Balance halten zu können. Waren die beiden Welten, in denen ich lebe, doch schon vor der Katastrophe so extrem gegensätzlich.

Dieses Mal war es ein anderes Ankommen in Nepal. Schon im Landeanflug auf Kathmandu konnte ich die vielen bunten Plastikplanen von oben sehen. Große Zerstörungen an den Häusern waren von außen erst mal nicht zu erkennen. Es war ein komisches Gefühl den Fuß auf den Boden zu setzen, wissend, dass die Erde vor kurzem hier so extrem gebebt hatte.

 

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Bei der Einreise-Stelle ging es zügig wie nie zuvor. Es waren vielleicht 10 – 15 “Foreigner“, die das Visum beantragten. Auf das Gepäck musste ich nicht lange warten und so konnte ich 30 Minuten nach der Landung meinen Trolly aus dem Flughafengebäude schieben. Temba wartete schon auf mich und die Wiedersehensfreude war riesig.

Riesig war auch der Temperaturunterschied zu Deutschland. 35 Grad und 85 % Luftfeuchtigkeit empfingen mich. Auch der typisch chaotische Verkehr in Kathmandu begrüßte mich mit viel Gehupe.

Auf der Fahrt vom Flughafen nach Lazimpat (Ortsteil von Kathmandu) konnte ich keine zerstörten Häuser oder Plätze sehen. Eine eingestürzte Mauer am ehemaligen Königspalast Narayanhiti, aber sonst schien vieles intakt zu sein. 90 % von Kathmandu sollten laut den Medienberichten zerstört sein. Mein erster Eindruck war etwas anders.

Angeblich soll es seit meiner Ankunft schon mehrere Nachbeben zwischen 4 und 5 Magnituden gegeben haben. Ich spürte und spüre nichts.

Allerdings wurden und werden durch die erneuten Nachbeben viele Erdrutsche in den abgelegenen Gebieten ausgelöst. Im Annapurna Gebiet zwischen Beni und Tatopani staute ein Erdrutsch den Kaligandaki Fluss auf. Die Befürchtung einer riesigen Flutwelle konnte nach 6 Stunden gebannt werden.

Am Samstag machten wir uns auf um die 126 Plastikplanen, die wir von der Metro erworben hatten und die 8 Fässer gefüllt mit Zelten, Decken, Schlafsäcken sowie Isomatten von Sigrid und Walter, abzuholen. Wie gut, dass Temba schon die Dokumente zum zollfreien Empfang bei dem Social Welfare Council (Registrierungsstelle für nationale und internationale Hilfsorganisationen in Nepal) ein paar Tage vorher beantragt und erhalten hatte.

Trotz Vorlage sämtlicher Papiere gab es ein paar Bedienstete und Helfer, die sich durch unsere Cargo-Hilfsgüter-Sendung etwas dazuverdienen wollten. Aber da waren sie bei Temba an der völlig falschen Stelle.

Nach 3 Stunden Hin und Her Gerenne und Identifizierung der Lieferungen durften wir endlich mit unserem kleinen Lastwagen in den Cargo Zollabfertigungshof einfahren. Ruck zuck hatten wir alles aufgeladen. Eine weitere Kontrolle erfolgte, nochmals ein Überprüfen der Dokumente. Endlich – wir hatten es geschafft.

 

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Um die Ware an einem sicheren Ort zwischen zulagern, dürfen wir die Lager/Büroräume unserer Transportfirma Milan Transport nutzen. Da diese Räumlichkeiten Tag und Nacht besetzt sind, können wir sichergehen, dass unsere Hilfsgüter keine Beine bekommen.

Nach dieser Aktion machten wir uns zum wohlverdienten Abendessen nach Thamel (Touristenviertel) auf. Die Straßen waren wie ausgestorben, aber auch in diesem Viertel gab es fast keine eingefallenen, zerstörten oder beschädigten Häuser. Die typischen Thamel-Souvenirshops, Trekkingläden und Restaurants sind geöffnet. Im Restaurant Gaia konnten wir, wie gewohnt, Speis und Trank genießen. Ein Taxi für die Rückfahrt nach Lazimpat war schnell gefunden.

Auch heute machten wir uns zusammen mit Kedar von der Deutsch-Nepalische Hilfsgemeinschaft (DNH) auf, um die weitere Hilfsgüter-Sendung am Air-Cargo Kathmandu abzuholen. 170 Abdeckplanen gespendet von der Firma Würth wollten wir heute entgegennehmen. Nachdem es gestern so zügig mit der Abholung ging, freuten wir uns schon auf eine schnelle Erledigung und Übergabe der Hilfsgüter. Da wir uns in Nepal befinden, war dem leider nicht so. Morgens wurden wir vom Air-Cargo Gebäude mit unseren gesamten Dokumenten zum Internationalen Flughafen geschickt. Dort sollte sich angeblich noch die Cargo-Lieferung von Turkish Airways befinden. Auch nach 6 Stunden suchen, vergleichen, identifizieren konnten wir die Lieferung nicht ausfindig machen. Entweder befand sich die Ware morgens doch bereits im Air-Cargo-Zentrum oder sie wurde in dem Zeitraum, in dem wir uns zum Internationalen Flughafen aufmachten, von dort zum Air-Cargo-Zentrum gebracht. Morgen früh werden wir einen zweiten Versuch unternehmen und hoffentlich die Abdeckplanen in Empfang nehmen.

Wir möchten uns an dieser Stelle bereits ganz herzlich bei Jörg für seinen Einsatz und die Organisation bedanken. Wir freuen uns riesig über die Spende der Abdeckplanen inklusive Transport von Deutschland nach Kathmandu. Ein herzliches Dankeschön auch an die DNH für die formelle Abwicklung. 70 Abdeckplanen sollen zur Konstruktion von provisorischen Klassenräumen in Schulen, die durch die DNH unterstützt werden, verwendet werden. 100 Abdeckplanen werden wir ins Langtang Gebiet mitnehmen.

 

Gerne möchten wir noch erwähnen, dass wir eine großzügige Spende, die Helga in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis gesammelt hat, an unserem Nepal-Basar überreicht bekommen haben. Auch Georg, Monika, Martina, Markus und Mario sammeln in ihrem Umfeld für unsere Projekte. Beatrix und Peter waren sogar in der Talkshow “Unter uns“ im MDR zu sehen. Der Beitrag kann unter dem folgenden Link ab der 15. Minute angesehen werden:

http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/video272936_boxIndex-3_zc-196590ba_zs-2d7967f4.html

An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen, die uns so großartig unterstützen. Der Dank gilt selbstverständlich allen, auch den vielen anderen, die im Verborgenen ihre Unterstützung leisten. Es ist einfach toll und überwältigend. HERZLICHEN DANK!!

Wir sind gerade dabei ein paar Videos (Kyangjin Gompa nach dem Erdbeben, Hubschrauber Evakuierung in Kyangjin Gompa und Hilfsgüter Verteilung in Gre), die uns unsere Team-Mitglieder zur Verfügung gestellt haben, in unseren YouTube Kanal „BergSherpa“ hochzuladen:

https://www.youtube.com/user/BergSherpa

Wenn alles klappt, wollen wir am Mittwoch ins Langtang Gebiet aufbrechen. Wir hoffen, die Abholung der Abdeckplanen und der Monsunregen machen uns keinen Strich durch unsere Planungen.

Namaste

Temba & Sabine

Fünfter Rundbrief „Erdbeben in Nepal“

9. Mai 2015 at 20:02

9. Mai 2015 – Fünfter Rundbrief „Erdbeben in Nepal“

DHANYABAD – DANKE

Om Mani Padme Hum

Heute vor 2 Wochen hat die Erde in Nepal heftig gebebt.

Wir möchten uns ganz herzlich bei allen bedanken, die uns mit guten Gedanken, Worten, Ideen und Spenden unterstützen. So viele Menschen erzählen anderen von uns und sammeln im Freundes- und Bekanntenkreis. Wir sind überwältigt.

Unsere Upper Mustang Gruppe ist heute planmäßig in Deutschland angekommen. Auch unsere Everest Gruppe ist bereits am Donnerstag in die Heimat zurückgekehrt. Jetzt sind alle unsere Gäste abgereist und sicher zurück zu Hause bei ihren Angehörigen.

Wir möchten an dieser Stelle unserem Team ein dickes Lob aussprechen und unseren Mitarbeitern für den großartigen Einsatz und die liebevolle Betreuung der Gäste in dieser extremen Situation bedanken.

Unsere Voluntärin Janine aus der Schweiz, die mit unserer Everest Gruppe unterwegs war, hat in ihrem Umfeld ebenfalls fleißig gesammelt.

Dadurch konnten schon die ersten Sofortmaßnahmen für die Langtang Region, insbesondere für die Dörfer Shafru Bensi, Komin, Thulo Shafru, Thulo Bharku, Brabal und Gre organisiert werden. 1250 kg Reis, 400 kg Kartoffeln, 100 kg Dal, 100 kg Zucker, 25 kg Salz, 25 kg Reisflocken, 30 kg Tee, Medikamente von der Dispensary im Bir Hospital (Projekt der DNH) sowie 130 große Plastikplanen werden ins Langtang Gebiet gebracht.

 

Rice

Reis, Linsen, Öl, Zucker, Salz für die Langtang Region

 

Plastic

Plastikplanen und Plastikeimer

 

Morgen wird sich der vollgeladene Lastwagen unter Begleitung von Temba, unseren Mitarbeitern, der Krankenschwester Manita und Voluntärin Laila auf den Weg Richtung Langtang machen.

Janine kann den Transport leider nicht selbst begleiten. Nach ihrem langen Aufenthalt und der fantastischen Unterstützung fliegt sie heute Abend zurück nach Zürich. Wir werden sie vermissen.

Da die Monsunjahreszeit naht sind Plastikplanen oder große Zelte im Moment in ganz Nepal überlebensnotwendig. Diese Plastikplanen dienen als Regenschutz für die als Notunterkunft erstellten einfachen Bambushütten. Es ist schwierig bis fast unmöglich die Planen in Nepal oder in Indien zu bekommen. Unser Sohn Surya konnte jetzt Gott sei Dank 130 große Planen ausfindig machen. Wir sind nach wie vor dabei von Deutschland aus einen Transport von Plastikplanen zu organisieren. Dazu sind wir in Kontakt mit dem THW, dem roten Kreuz und einer Spedition in Hamburg.

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Langtang vor dem Erdbeben

 

Langtang after

Langtang nach dem Erdbeben

 

Zwischenzeitlich habe ich meinen Flug gebucht. Am 22.05.2015 werde ich für 3 Wochen in meine geliebte nepalesische Heimat fliegen. Es ist mir ein Herzenswunsch in dieser Situation vor Ort zu sein und für Temba, die Familie und unser Team da zu sein.

Während meines Aufenthalts werde ich mit Temba und unserem Freund Thomas in die Langtang Region fahren und eine Bestandsaufnahme von den zerstörten und beschädigten Häusern machen.

In diesem Zeitraum möchten wir auch evaluieren, wie die tatsächliche Lage vor Ort aussieht. Inwieweit ist die Infrastruktur gegeben und ist es möglich die Touren im Herbst durchzuführen oder ist das Reise-Programm entsprechend umzustellen.

Das Touristengebiet Thamel ist von den Auswirkungen des Erdbebens völlig verschont geblieben. Ebenso sind die Gebiete Chitwan Nationalpark, Annapurna, Upper Mustang und die Städte Lumbini und Pokhara ohne weiteres bereisbar. Ein Großteil der Lodges/Hütten im Everest Gebiet sind intakt. Der Inlandsflugbetrieb läuft schon seit über 10 Tagen problemlos.

Wenn nach dem schlimmen Unglück auch der Tourismus, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes und Arbeitsbereich vieler Nepalesen, wegbricht, ist die nächste Katastrophe gegeben. Nepal kann jetzt am besten dadurch unterstützt werden, dass viele Touristen weiterhin in das Land reisen. Nach meiner Rückkehr Mitte Juni werde ich einen ausführlichen Bericht meiner Eindrücke und Einschätzungen zum Tourismus und Reisen in Nepal erstellen.

Zugunsten der Sunaulo Erdbebenhilfe veranstalten wir am 14./15.05.2015 jeweils von 15 h – 19 h einen NEPAL -BASAR. Temba und ich haben noch viele Nepal Artikel in Düsseldorf. Diese werden nun verkauft und 100 % der Erlöse fließen den Erdbebenopfer in Nepal (insbesondere im schwer getroffenen Langtang Gebiet) über unsere Hilfsorganisation Sunaulo Sansar zu. Es gibt viele Lieblingsstücke wie Klangschalen, Ketten, Pashmina-Schals, Gebetsfahnen, Filztaschen, Shirts und vieles mehr bei unserer privat organisierten Veranstaltung zu kaufen. Bei Interesse bitte melden, damit wir den Veranstaltungsort / Anschrift über eine persönliche Nachricht mitteilen können.

 

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Lieblingsstücke aus Nepal

 

Wir haben mit Unterstützung unserer Freude in Facebook die neue Seite „Hilfe für die Erdbebenopfer im Langtang Tal, Nepal“, ins Leben gerufen. Wer sich darüber gerne mit aktuellen Nachrichten und Fotos informieren möchte, sollte unbedingt „Gefällt mir“ anklicken. Weiterhin versenden wir regelmäßige Rundbriefe über Email (der Einfachheitshalber ist Email-Absender Tembas Nepal Trek) an einen großen Verteilerkreis. Die Rundbriefe werden zusätzlich in dem Blog Nepal-Spirit sowie im Blog auf unserer Webseite von Tembas Nepal Trek veröffentlicht. Die Webseite unserer Hilfsorganisation Sunaulo Sansar wird gerade neu strukturiert, aktualisiert und soll in Kürze komplett überarbeitet online gehen. Wer keine Rundbriefe mehr erhalten möchte, soll uns bitte eine kurze Nachricht senden.

Gerne möchten wir auch auf den, unter dem nachfolgenden Link aufrufbaren UN Bericht vom 08.05.2015 aufmerksam machen.

http://www.unocha.org/nepal (Humanitarian Reports).

Namaste

Temba & Sabine