NAMASKAR Nepal Informationen / Rundbrief No. 24

6. Juni 2019 at 18:43

06. Juni 2019 – Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 24

Feierliche Einweihung der wiederaufgebauten Häuser im Dorf Brabal / Projektabschluss

Dorf Brabal
Landgemeinde Gosainkunda 5, Rasuwa

Wiederaufbau von Privathäusern

gespendet von Sunaulo Sansar NGO, Kathmandu, mit Unterstützung der Menschen aus Südtirol – Italien, der Schweiz und Deutschland

Einweihungstag: 1. Juni 2019

 

 

 

 

 

 

Das ist der Text unseres Projektschildes, das nun am Ortseingang von Brabal angebracht ist.

Dank Ihrer Unterstützung konnten wir das Wiederaufbau-Projekt nach 4 Jahren, 1 Monat und 7 Tagen zum Abschluss bringen und diesen Festakt am 01. Juni 2019 mit der Einweihung des Dorfes Brabals und den wiederaufgebauten Häusern feierlich begehen.

Brabal Village

 

Ehrengäste

Ehrengäste

 

Weitere Ehrengäste


Unsere Vorbereitungen zur Feier begannen bereits Anfang Mai. Nachdem alle Einladungen verschickt, das Projektschild und die Plakate gefertigt, Zertifikate für die neuen Hauseigentümer erstellt waren und wir in einem zweistündigen Powershopping alle Zutaten für das Festessen eingekauft hatten, konnten wir Ende Mai vollgepackt losfahren.

Da fast keine Tätigkeit oder Planung ohne Herausforderungen in Nepal möglich ist, hatten wir die erste Startschwierigkeit bereits in Kathmandu zu überwinden. Durch einen im Matsch steckengebliebenen Lastwagen mussten wir auf enge Sträßchen im Wohngebiet ausweichen. Dies führte dazu, dass wir mehrfach in Sackgassen feststeckten und nur mit Geduld und dem exzellenten Fahrkönnen unseres Fahrers wenden und dann nach gefühlten 2 Stunden zurück auf die Hauptstraße kehren konnten. Dieses mal fuhren wir über die neue Strecke, die nach dem Ort Betrawati in Mailung abzweigt und entlang des Trisuli Flusses vorbei am Trisuli 3 B Hydropower Projekt ins Langtang Gebiet führt. Das offiziel im Februar 2019 eröffnete Projekt soll nach 3 Jahren fertig gestellt sein und Nepal mit weiterer Elektrizität versorgen. Die Konstruktion eines 3800 m langen Tunnels, eines Kraftwerks, Zwischentanks und weiteren Bauwerken erfolgt unter der Leitung einer chinesischen Baufirma.

Die unbefestigte Straße führte zunächst mitten durch diese Mega-Baustelle. Am Straßenrand waren überall Blechhütten aufgestellt, in denen die hauptsächlich aus China stammenden Arbeiter vorübergehend wohnen. Künstlich entstandene Siedlungen, die die Menschen mit dem Notwendigsten versorgen. Nach dem Passieren des Langtang Nationalparks Checkposten ging die Fahrt weiter durch die enge Schlucht. Die Felswände ragen bedrohlich an den Seiten empor. Die andere und bisher einizige Strecke Richtung Langtang schlängelt sich oberhalb der Klamm entlang. Welche Strecke nun besser ist, ist schwer zu sagen. Holprig, uneben und rumpelig sind beide. Zeitsparender ist der untere, am Fluss entlang führende Weg. Dies aber auch nur dann, wenn es trocken ist und sich der Jeep nicht durch tiefen Schlamm und Matsch quälen muss.

Der Regengott hatte ein Einsehen mit uns und Dank des trockenen Wetters kamen wir gut voran und konnten anschließend auch die Schotterstraße von Sano Barkhu nach Brabal nehmen. Mit dem Vierradantrieb schaffte es der bis oben hin beladene Wagen innerhalb einer halben Stunde bis zu unserem Zielort. Noch vor 6 Jahren konnte dieser Abschnitt nur zu Fuss bewältigt werden. Die 3 stündige Wanderung war eine der schönsten; der wohltuende Klang der Stille hat dabei besonders fasziniert. Dennoch können wir von Glück sagen, dass der befahrbare Weg existiert und wir dadurch die ganzen Baumaterialien während den Wiederaubauarbeiten ins Dorf transportieren konnten. Auch für die zu unserer Feier eingeladenen Ehrengäste aus Kathmandu erleichtert diese Möglichkeit die Anreise.

Einen Tag vor der seit langem geplanten Einweihungsfeier war es jedoch nicht sicher, ob auswärtige Gäste überhaupt anreisen konnten. Die Bewohner von Sano Barkhu hatten kurzfristig beschlossen, den unteren Zugangsteil der Straße aufgrund Teer- und Asphaltarbeiten für mehrere Tage zu sperren. Die zweite Herausforderung stand vor der Tür: Mussten wir nun alles abblasen oder welche Alternativen gab es? Eine ergebnisorientierte Kommunikation mit den Leuten aus Sano Barkhu war unmöglich. Nach langem Hin- und Her hatten wir beschlossen, die Feier nicht platzen zu lassen, aber sicherheitshalber unseren Jeep in Thulo Barkhu abzustellen um nach den Feierlichkeiten wieder zurück nach Kathmandu fahren zu können. Dies war dann doch nicht mehr erforderlich, da wir einen Anruf erhielten und die angekündigten Straßenbauarbeiten aufgrund eines plötzlichen Todesfalles ein paar Tage verschoben wurden. Nun war die freie Fahrt und Anreise der Gäste gewährleistet.

Es hat sich mal wieder gezeigt, dass es in solchen, in Nepal relativ häufig auftretenden speziellen Situationen, wichtig ist, ruhig zu bleiben, einen kühlen Kopf zu bewahren und keine Energien mit “Hau-Ruck-Aktionen” zu verschwenden. In den meisten Fällen löst sich die Herausforderung doch von selbst.    

Vorbereitungsarbeiten – Knoblauch schälen & Ingwer putzen

 

In Gesellschaft arbeitet es sich immer leichter

 

Kichererbsen-Curry


Besonders geehrt gefühlt haben wir uns durch die Teilnahme-Zusage des Präsidenten von Upper Rasuwa, der am Abend vor der Einweihungsfeier von einer Japan-Reise zurückgekehrt war. Im Gegensatz zu den anderen lokal ansässigen Ehrengästen hat uns sein pünktliches Eintreffen in Brabal wirklich sehr beeindruckt.   Mit fast zweistündiger Verspätung, sozusagen zur “Nepali Time” konnten wir dann die Zeremonie, die auf dem Vorhof des einstöckig wiederaufgebauten Klosters stattfand, eröffnen. Nach dem Reichen von Snacks und Vorstellen der Ehrengäste wurden dem Präsidenten von Upper Rasuwa, dem Bürgermeister der Landgemeinde Gosainkunda, dem Landkreisvertreter des Langtang Nationalparks, dem Ortsvorsteher von Brabal, Vertretern der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft Nepal, dem Militärvorsitzenden und dem buddhistischen Lama (Priester) aus Thulo Shafru sowie unserem Freund, Förderer und Spender Thomas Pfänder aus Crailsheim jeweils eine Khada und ein Ehrengast-Anstecker überreicht.

Dorfbewohner warten auf die Eröffnung


Nach der Eröffnungsrede begab sich die gesamte Gesellschaft zum Ortseingang. Die Enthüllung des Projektschilds und das Zerschneiden des Eröffnungsbands wurden durch den Ministerpräsidenten unter Applaus der Dorfbewohner und übrigen Ehrengäste vorgenommen.

Auf dem Weg zum Ortseingang

 

Zerschneiden des Eröffnungsbandes durch den Präsidenten von Upper Rasuwa

 

Rückweg zum Klosterplatz


Es folgten weitere Rede den Ehrengäste. Die genannten Perspektiven zur Dorfentwicklung, wie beispielsweise das genehmigte Budget zur kompletten Asphaltierung der Straße bis nach Thulo Shafru, die Durchführung eines vom Langtang Natinonalpark geförderten Homestay-Projekts sowie der Bau eines Aussichtsturms und die Förderung des regionalen Apfelanbaus, zauberten den Dorfbewohnern ein Lächeln auf die Lippen. 

Anschließend nahmen die neuen Hausbesitzer mit tiefstem Dank das Zertifikat über die Projektteilnahme und das symbolische Schloss entgegen. Thomas und wir wurden von den Einwohnern im Gegenzug mit handgefertigten Tamang-Taschen und Gürteln beziehungsweise einem traditionellen Schürzenkleid überrascht.  Die Feierlichkeiten endeten mit einem gemeinsamen Dal Bhat Essen und anschließender Fotosession.

Übergabezeremonie

 

Zertifikate für die Männer und Schlösser für die Frauen

 

Der Ortsvorstehen von Brabal überreicht Thomas das Geschenk


Ausblickend möchten wir darauf hinweisen, dass weitere Informationen zu den Projektausgaben und dem verbleibenden Spendenguthaben in unserem kurzfristig erscheinenden Tätigkeits- und Rechenschaftsbericht 2018 veröffentlicht werden.

NAMASTE!

Temba & Sabine

 

Gruppenbild mit Ehrengästen und Dorfbewohnern

Das Nonnenkloster BIGU GUMBA

16. Juli 2017 at 23:26

Ein beeindruckendes Beispiel des Wiederaufbaus in Nepal

Bigu Gumba eines der ältesten Nonnenkloster in Nepal liegt ganz idyllisch auf einer Anhöhe (2.580 m) mit wunderschönem Ausblick im Dolakha Distrikt.

Ein versteckter und magischer Ort – fast so wie im Märchen Schneewittchen bei den sieben Zwergen, hinter den sieben Bergen.

Geshe Lobsang Gyalsen La, der Klostervorsteher von Bigu Gumba steigt bereits in Charikot zu uns in den Jeep. Nach zwei Stunden Fahrt durch eine herrliche Landschaft begleitet durch das kurze Aufblitzen der Ghaurishankar Bergkette erreichen wir Singati (1.065 m). Hier machen wir eine kleine Mittagsrast in einem lokalen Dal Bhaat Restaurant. Danach geht es gestärkt weiter. 3 ½ Stunden Fahrt liegen bis Bigu Gumba vor uns.

Beschwerlich und keuchend kämpft sich der Jeep die steilen, holprigen und abschüssigen Wege hoch.  In dieser Gegend hat der Tourismus noch keinen Einzug gehalten. Es gibt keine entwickelte Infrastruktur für Trekkingreisende. Hier existiert nepalisches Dorfleben pur. Viele Dörfer um Bigu werden von der ethnischen Volksgruppe Thami bewohnt. Ein Stamm, der ursprünglich Schamanismus praktizierte und sich durch Inzest erhalten konnte.

Schon während der Fahrt beginnt Geshe La über das Kloster zu erzählen: „Bigu Gumba wurde 1932 gegründet und ist das älteste Nonnenkloster aus dem Mahayana Buddhismus in Nepal. Der offizielle und registrierte Name des Klosters lautet Tashi Chime Gatsal Gompa. Im Jahr 2008 kam ich nach Bigu Gumba und habe die Position des Klostervorstehers übernommen. Insgesamt sind derzeit 65 Nonnen im Alter zwischen 8 und 90 Jahre im Kloster ordiniert. 50 Nonnen leben im Moment vor Ort.“

Durch die interessanten Berichte ist die Reise kurzweilig. Die Zeit vergeht schneller als gedacht.

„Gleich haben wir es geschafft.“ ruft Geshe La. Es ist kaum zu glauben, denn das Klostergrundstück ist weit und breit nicht zu sehen. Dann plötzlich, nach einer letzten Serpentine, wie aus dem Nichts, breitet sich das Plateau aus.

 

Bigu Gumba

 

Wir werden herzlich von den Nonnen empfangen und können bei einem Tee das Gespräch mit Geshe La fortsetzen. Dabei erfahren wir, dass jährlich 5 – 6 neue Nonnenschülerinnen, vorwiegend aus den Gebieten Dhading, Jiri, Sinduli, Sinduphalchowk und Dolakha, ins Kloster kommen.  Bedauerlicherweise liegen die Abgänge in der gleichen Größenordnung.

„Neben den buddhistischen Praktiken des Buddhismus und der tibetischen Sprache lernen die Nonnenschülerinnen in der klostereigenen Schule Englisch, Nepali und Mathematik bis zur 8. Klasse. Dazu wurden extra zwei Lehrerinnen seitens der Regierung eingestellt. Den SLC Abschluss nach der 10. Klasse können die jungen Nonnen in der Dorfschule absolvieren“ führt das Klosteroberhaupt weiter aus.

Plötzlich hören wir einen Gong der langsam und rhythmisch angeschlagen wird. Es ist das Zeichen, dass in 15 Minuten eine Puja (Zeremonie/Gottesdienst) stattfindet.  Wir werden von Geshe La eingeladen daran teilzunehmen. Diese Einladung nehmen wir gerne an.  Bis zum Wiederaufbau des Klosters werden die Pujas in dem neuerstellen und von der nepalischen Regierung finanzierten Küchengebäude abgehalten.

Wir betreten andächtig den kleinen Raum. Die Nonnen sitzen entlang den Wänden auf Kissen, vor sich ein niederes Tischchen mit Gebetsbuch und einer Tasse Buttertee. Trommeln, Pauken und Trompeten liegen zum Einsatz bereit.  Nachdem wir Platz genommen haben, schenkt uns eine Nonne Buttertee ein.  Ein außergewöhnliches Erlebnis, fasziniert lauschen wir den Mantras, die sich mit den Klängen der Instrumente vermischen.

 

Nonnenschülerinnen bei der Puja

 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück berichtet Geshe La ausführlich vom Tag des Erdbebens am 25. April 2015. Die gesamte Klosteranlage, die Unterkünfte der Nonnen und das zum damaligen Zeitpunkt gerade fertig gebaute Gästehaus wurden komplett zerstört und die Schulräume schwer beschädigt. Mit einem Helikopter wurden die Nonnen und der Klostervorsteher nach Kathmandu ausgeflogen. Der Helikopter musste mehrere Male hin und her fliegen um die gesamte Klosterbelegschaft zu bergen.

Geshe La nimmt uns auf eine Besichtigungstour mit und zeigt uns das weitläufige Gelände. An den Notunterkünften der Nonnen ist ein Plakat angebracht. Es zeigt Bilder mit der Klosteranlage vor dem Erdbeben und danach. Auch die Baupläne der zu erstellenden Gebäude sind festgepinnt.

„Ich schätze, dass innerhalb 3 Jahren, also im Jahr 2018 die Wiederaufbauarbeiten abgeschlossen werden können“ antwortet Geshe La auf die Frage, wie lange es wohl dauert bis alles wiederaufgebaut ist.

Es ist bemerkenswert, wie Geshe La die Bauarbeiten kontrolliert, koordiniert und organisiert. Auch die Arbeiter, die aus Sinduphalchowk kommen und die erdbebensicherere Bauweise beherrschen, werden aufmerksam beobachtet und gelegentlich auf die Einhaltung der Baupläne und das korrekte Mischverhältnis für den Zement hingewiesen.

 

Neubauten in Bigu Gumba

 

Ein Trakt der neuen Nonnenunterkünfte steht bereits im Rohbau. Die Fundamente für die weiteren Gebäude sind bereits gelegt.  Darüber hinaus laufen die Bauarbeiten am Gästehaus mit 9 Zimmern auf Hochtouren. Das Haus soll im März fertiggestellt sein.  Für Wanderer, die auf der Rolwaling Route unterwegs sind, bietet diese Unterkunft eine tolle Möglichkeit an diesem fantastischen Ort in das Klosterleben einzutauchen und eine Puja hautnah zu erleben. Das Grundstück, auf dem eine Medizinstation entstehen soll, ist bereits eingeebnet und wartet auf die Fundamentlegung.

Finanzielle Unterstützung erhält das Nonnenkloster sowohl vor als auch nach dem Erdbeben hauptsächlich aus dem Ausland. Die große Hilfe kommt von Organisationen aus Hongkong, den USA und Deutschland.  Dennoch erfordert ein solch großes Projekt neben den finanziellen Mittel eine kompetente Leitung und Organisation. Sicherlich hat das Kloster mit Geshe La dafür eine geeignete Besetzung.

Es ist wirklich sehr beeindruckend zu sehen, wie weit die Wiederaufbauarbeiten an einem so abgelegenen Ort fortgeschritten sind. Wiederaufbauarbeiten, die mit inländischer und ausländischer Unterstützung sowie nepalischer Tatkraft geleistet werden.

 

Geshe La und Sabine Pretsch

 

Der Artikel wurde in Englisch im Spotlight Magazine Nepal am 10. März 2017 veröffentlicht:

https://www.spotlightnepal.com/2017/03/10/bigu-gumba-nunnery-an-impressive-example-of-reconstruction-in-nepal/

Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 21

10. Mai 2017 at 16:22

10. Mai 2017 – Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 21

Was sich in drei Monaten alles bewegen kann…


Seit der Versendung unseres letzten Rundbriefs und dem erneuten Start des Wiederaufbau-Projekts im Februar 2017 sind mittlerweile drei Monate vergangen.

Heute ist Vollmond. Es ist Buddha Jayanti, der Geburtstag von Prinz Siddhartha Gautama, später Gautama Buddha.

Die meisten Buddhisten in Nepal besuchen während diesem Fest mindestens eine der beiden Stupas in Swayambunath oder in Boudhanath um eine Kora (Umrundung der Stupa) zu gehen oder Butterlampen anzuzünden. Normalerweise sind die Wege rund um die Heiligtümer mit Gebete murmelnden Menschen überfüllt. Ein schnelles Durchkommen ist fast nicht möglich. In diesem Jahr sind es nur wenige, die ihre Runden drehen. Dies liegt zum einen daran, dass das Fest nach buddhistischem Kalender in einen “schwarzen” Monat fällt. Zum anderen aber auch an einem weiteren wichtigen in Kürze stattfindenden Ereignis: den Kommunalwahlen in Nepal. Viele Wahlberechtigte sind bereits unterwegs in die Dörfer um dort ihre Stimme abzugeben.


Die örtlichen Wahlen werden in zwei Phasen an zwei verschiedenen Tagen erfolgen. Diese Lösung ist den protestierenden Madhesi-Parteien, die die Wahlen aufgrund bisher nicht erfolgter Anpassung der Verfassung vom 20.09.2015 eigentlich boykottieren wollten, zuzuschreiben.  Die erste Phase umfasst den Wahltag am kommenden Sonntag, 14. Mai 2017  in 33 Distrikten der neuen Provinzen (Bundesstaaten) Nr. 3, 4 und 6. Die zweite Phase der Wahlen findet am Mittwoch, den 14. Juni 2017 in 43 Distrikten der Provinzen Nr. 1, 2, 5 und 7 statt. Die Verwaltungsgliederung in 75 Distrikte hat sich nicht geändert und ist nach wie vor gegeben.  Da der Distrikt Rukum jedoch in einen östlichen  Teil, der der Provinz Nr. 5 zugeordnet ist und einen westlichen Teil in der Provinz Nr. 6 untergliedert ist, ergibt sich die oben aufgeführte Zahl von 76 Distrikten.


Die Meinungen zu den Wahlen im Lande sind geteilt. Lokalen Zeitungsberichten zufolge haben die Menschen in Jumla kein Interesse an einer Wahlbeteiligung. Die dortige Bevölkerung, insbesondere die Jugend macht sich derzeit auf um Yarsagumba, den chinesischen Raupenpilz zu sammeln. Die Erntezeit, die auf die Monate Mai bis Juli begrenzt ist,  fällt genau in den Wahlzeitraum. Die meisten Menschen im Jumla Distrikt erwirtschaften in dieser relativ kurzen Zeit ihren gesamten jährlichen Lebensunterhalt durch das Sammeln und den Verkauf des Pilzes. Der Pilz, der auch “Himalayan Viagra” genannt wird, hat heilende Kräfte und wird zur Herstellung von Medizin verwendet.

Unterdessen nähern sich die Wahlkämpfe in Kathmandu und anderen nepalischen Städten dem Höhepunkt. Parteimitglieder ziehen zum Stimmenfang mit dröhnenden Lautsprecheransagen, lauter Musik und Motorrad Konvois durch die Straßen. Selbst telefonisch versuchen einige Kandidaten die Bürger von sich und ihrem Parteiprogramm zu überzeugen.

Damit sich auch Lehrer und Lehrerinnen  in den Wahlkampf einbringen und ihren Stimmzetteln in die Wahlurne werfen können, hat die Regierung ab heute Schulferien für vier Tage angeordnet.

Auch unsere Arbeiter in Brabal werden in den nächsten Tagen ihre handwerklichen Tätigkeiten einstellen, in ihre Dörfer ziehen und von ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch machen.


Die Arbeiter und Bewohner von Brabal haben zwischenzeitlich hervorragende Arbeit geleistet. Nachdem bis Ende 2016 sechs Häuser erstellt wurden, konnten seit dem erneuten Start des Wiederaufbaus-Projekts  im Februar sieben weitere Häuser gebaut werden. Stand Mai 2017 sind nunmehr 13 Häuser fertiggestellt. Eine grandiose Leistung, die Dank der großartigen Unterstützung von Ihnen, den Spendern, Förderern,
Mitgliedern, Volontären und Freunden von Sunaulo Sansar, erbracht werden konnte.

Wenn der Monsun noch etwas auf sich warten lässt, ist der Bau von drei weiteren Häusern nach Beendigung der Wahlen geplant.

Am 25. April 2017 hat sich der Tag des schweren Erdbebens in Nepal zum zweiten Mal gejährt. Die National Reconstruction Authority Behörde (NRA), die aufgrund der langsamen Wiederaufbauarbeiten immer wieder in Kritik gerät, hat dazu einen zusammenfassenden Bericht über die bisherigen Arbeiten veröffentlicht. Der Bericht ist unter dem folgenden Link abrufbar:

http://nra.gov.np/uploads/docs/ymGbKAUqGs170501065959.pdf

 

Nachfolgend einige Fotoimpressionen von den Bauarbeiten und neuen Häusern in Brabal:

1. Das neue Haus von Nima Tenjen und seiner Frau Kamsya:

 

 

 

2. Das neue Haus von Namgyal und seiner Frau Bajyang:

 

 

 

 

3. Das neue Haus von Kanchha und seiner Frau Pasang Diki während der Bauphase (zwischenzeitlich fertiggestellt):

 

 

4. Das neue Haus von Bunima und seiner Frau Himali während der Bauphase (zwischenzeitlich fertiggestellt):

 

 

5. Das neue Haus der Witwe Nimabudi während der Bauphase (zwischenzeitlich fertiggestellt):

 

 

6. Das erste seismische Band für das neue Haus von Phurpu und seiner Frau Karma Yangjen (zwischenzeitlich fertiggestellt):

 

 

7. Die Grundsteinlegung für das neue Haus von Khamsung und seiner Frau Buyi (zwischenzeitlich fertiggestellt, bis auf Dachdecker Arbeiten):

 

Namaste!!!

Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 20

14. Februar 2017 at 14:49

14. Februar 2017 – Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 20

Es ist soweit! Fortsetzung der Wiederaufbauarbeiten in Brabal

Die Straße nach Brabal ist wieder befahrbar und die kalten Monate in Nepal sind fast vorüber. Am 17.02.2017  kommen die Arbeiter ins Dorf und die ersehnte Ladung Zement wird geliefert.

Das vorbereitete Grundstück von Dorfbewohner Kancha wartet auf Bebauung. Die Eigenleistungen in Form von Steinen und Holz liegen bereit. Wir freuen uns sehr, dass wir nun die Wiederaufbauarbeiten fortsetzen können. Wir hoffen, dass wir bis zur Regenzeit erneut 6 – 7 Häuser erstellen können und uns keine unvorhersehbaren Ereignisse einen Strich durch unsere Planung machen.

Während unserem Besuch in Brabal von 8. bis  11. Januar 2017 haben wir die Familien in den neuen Häusern besucht. Zwei Häuser sind komplett eingerichtet und bewohnt. Bei den anderen vier Häusern wird noch fleißig an der Innenausstattung gearbeitet. Manche kleiden die Räume zur Dämmung mit Holzplatten aus, andere verputzen die Wände. Holzböden werden eingezogen, Fenster bunt gestrichen. Es ist wirklich wunderschön zu sehen wie jede Familie ihr Haus individuell gestaltet.

Was uns wieder besonders aufgefallen ist, ist die Geschäftigkeit der Dorfbewohner und die gegenseitige Unterstützung. Gemeinsam werden Maler- und Sägearbeiten ausgeführt und wunderschöne Türrahmen geschnitzt.

Eine  zweckgebundene Spende und die Initiativen von Walter und Sigrid Rohrer aus Neckargemünd, ermöglichten uns die erste Übergabe von umwelt- und gesundheitsfreundlichen Öfen an die neuen Hauseigentümer. Sukzessive, sobald die neuen Häuser erstellt sind, erhält jeder Dorfbewohner diesen Ofen. Die neuen Besitzer waren überglücklich und nahmen den Ofen freudig und dankbar entgegen. Vielen Dank nochmals für diese großzügige Spende, auch im Namen der Dorfbewohner.

Eine weitere Freude bereiteten Chrissi und Georg den Einwohnern von Brabal. Die beiden Stuttgarter haben die Familie ihres Patenkindes besucht und dabei die Gelegenheit genutzt, allen Dorfbewohnern eine Thermoskanne zu übergeben.

An dieser Stelle möchten wir ein Herzliches Dankeschön an alle Spender, Förderer, Mitglieder, Volontäre und Freunde von Sunaulo Sansar aussprechen. Die Unterstützung ist einfach großartig und macht es uns möglich die Projekte in Nepal umzusetzen. Das Spendenaufkommen im letzten Jahr war wieder überwältigend. In Kürze werden wir dazu unseren Rechenschafts- und Tätigkeitsbereich 2016 veröffentlichen.

Seit dem letzten Rundbrief im September 2016 gibt es auch ein paar neue Nachrichten aus Nepal.

Die Mobilfunk-App mit den Zeiten über die Stromabschaltungen ist seit Ende Oktober letzten Jahres eigentlich überflüssig. Es scheint als gehört das Load Shedding der Vergangenheit an. Unglaublich, aber wahr. Ein gezieltes Management der Stromverteilung, Kontrolle der Stromdiebe, Einsatz neuer sowie Aufstockung von alten Wasserkraftwerken und die Aufdeckung von korrupten Machenschaften innerhalb der Behörde NEA – Nepal Electric Authority  bescherten zunächst den Einwohnern von Kathmandu eine Stromversorgung rund um die Uhr. Mittlerweile ist das ganze Kathmandutal, Pokhara und Chitwan mit 24 Stunden Strom versorgt.

Am 22. November 2016 fand die offizielle Einweihung des buddhistischen Stupa von Boudhanath statt. Der Stupa wurde durch das Erdbeben in 2015 stark beschädigt. Nach 18 monatigen Renovierungs- und Restaurationsarbeiten wurde das Heiligtum in einer dreitägigen Zeremonie mit speziellen Ritualen wiedereröffnet. Laut offiziellen Angaben wurden die Wiederaufbauarbeiten von nationalen und internationalen Spenden finanziert. Ein Beitrag der Regierung wurde dazu nicht geleistet.

Derzeit sind überall Wiederaufbauarbeiten in Kathmandu, Patan und Bhaktapur zu beobachten. Darüberhinaus werden im Rahmen des Melamchi Trinkwasser Projektes  Rohre im Kathmandu Tal verlegt. Leider trägt der dadurch zusätzlich produzierte Staub zusammen mit dem Smog zu einer katastrophalen Luftqualität bei. Die Regierung sollte schnellstens Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung einleiten.  Allerdings sind die Parteien momentan damit beschäftigt sich über die Durchführung von Kommunalwahlen zu streiten. Seit über 18 Jahren fanden keine lokalen Wahlen  statt.

Ja, so dreht sich in Nepal immer wieder einiges im Kreis und dann plötzlich, so wie mit der Stromversorgung, geht es einen riesigen Schritt voran.

Nachfolgend einige Foto Impressionen aus Brabal:  

 

Haus von Lakta und Familie

 

Laktas Sohn in der Küche mit dem neuen Ofen

 

Haus von Sonam und Familie

 

Innengestaltung Haus von Sonam

 

Haus von Yangri

 

Wände werden in Yangris Haus verputzt

 

Haus von Babu Singi und Familie

 

Holzböden werden in Babu Singis Haus eingezogen

 

Holzschnitzerei-Arbeiten

 

Haus von Dandul und Familie

 

Türgestaltung Dandul Haus

 

Dandul und seine Frau mit dem neuen Ofen

 

Dorfbewohner mit der neuen Thermoskanne

 

Der Stupa von Boudhanath in Nepal ist wiederaufgebaut

3. Dezember 2016 at 5:20

Wenn die alles sehenden Augen Buddhas wieder strahlen!

„Om Mani Padme Hum“ und andere Mantras waren während den Zeremonien, die vor der offiziellen Einweihung der Stupa in Boudanath am 22. November 2016 stattfanden, bereits von Weitem zu hören. Drei Tage lang wurden spezielle Rituale von hohen buddhistischen Klostervorstehern und Mönchen durchgeführt.

18 Monate hat es gedauert. Nun ist das Heiligtum wieder komplett. Die Renovierungs- und Restaurationsarbeiten am buddhistischen Stupa von Boudhanath sind abgeschlossen. Der weiße Kuppelbau, der auf einem mehrstufigen Sockel steht, ist mit Blumenschmuck übersät. Die Gebetsfahnen flattern im Wind und der neue Aufbau strahlt mit der Sonne um die Wette.

Erdbeben beschädigt den Stupa
Durch das verheerende Erdbeben am 25. April 2015 erlitt der goldene Aufsatz der Stupa schwere Schäden. Die Risse reichten bis in den oberen Bereich der Halbkugel. Der komplette Aufbau, bestehend aus dem viereckigen Turm, genannt Harmika, den 13 Stufen zur Erleuchtung, dem Lotus, dem Seidenbaldachin und der Turmspitze, musste abgetragen und neu aufgebaut werden.

Nackt und bloß wirkte die weiße Kuppel ohne den schillernden Aufsatz während den Bauarbeiten. Wer den Monumentalbau in seiner vollen Pracht kannte, dem blutete das Herz.

Das Boudhanath Area Development Comittee leitete die Wiederaufbauarbeiten. Das Amt für Archäologie leistete technische Unterstützung und sorgte für die Einhaltung der archäologischen Normen. Demnach wurden nur traditionelle Baumaterialien wie Ziegelsteine, Kalkstein und Surkhi Mörtel, ein eigens aus gemahlenem Ziegel- und Tonpulver hergestellter Mörtel, verwendet.

Unterstützung von buddhistischen Organisationen und freiwilligen Helfern
Viele Gläubige boten ihre Arbeitskraft an und halfen als Freiwillige. Frauen pinselten die kleinen Nischen mit weißem Kalk aus und Männer hievten Ziegelsteine in den Lastenaufzug. Nach den buddhistischen Lehren führen gute Taten zu gutem Karma im nächsten Leben.

Laut offiziellen Angaben finanzierten nationale und internationale Spenden, die hauptsächlich von buddhistischen Organisationen und Anhängern geleistet wurden, den ca. NRP 230 Millionen (ca. EUR 2 Millionen) teuren Wiederaufbau des Monuments. Auf Regierungsgelder wurde nicht gewartet.

Betroffene verbringen den zweiten Winter in Notunterkünften
Warten, das müssen dennoch viele Erdbebenopfer. Der schleppende Wiederaufbau von Privathäusern, Schulen und anderen beschädigten Gebäuden steht auf der anderen Seite der Medaille. Direkt neben dem Hotel Hyatt, nur wenige Meter von dem Stupa entfernt, leben die Menschen nach 1 ½ Jahren noch immer unter Plastikplanen. Auch in den anderen, schwer getroffenen Regionen Nepals gibt es viele Familien, die den zweiten Winter in Zelten und unter Wellblech verbringen müssen. Nach öffentlichen Informationen wurde die erste Rate der staatlichen Hilfe über NPR 50.000 (ca. EUR 435,00) bereits an mehr als zwei Drittel der Betroffenen ausbezahlt.

Heiligtümer spielen eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen
Dennoch gibt es einige Organisationen und Initiativen die bereits Dörfer und Schulen wiederaufgebaut haben. Beispielsweise hat das nepalische Komiker-Duo Dhurmus und Suntali mit ihrer Stiftung eine Siedlung mit 65 erdbebensicheren Häusern, Kinderspielplätzen und einem Bürgerhaus errichtet. Genauso wichtig ist es für viele Gläubige endlich wieder den kompletten Stupa umrunden zu können. Besuche und Verehrung von Heiligtümern gehören in Nepal zu den täglichen Ritualen.

Der Stupa von Boudhanath zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und ist einer der größten Stupas der Welt. Das Heiligtum gilt als Hauptzentrum der Tibeter in Nepal.  Allerdings wird das Monument von Buddhisten und Hindus gleichermaßen besucht.

Die zahlreichen Besucher und Gläubige, die den Zeremonien und der Eröffnungsfeier beiwohnten, zeigen ebenso, welche große Rolle dieses Heiligtum im Leben der Menschen im Land spielt. Gleichmäßig und rhythmisch murmeln sie die Mantras und schieben dabei Perle um Perle an ihren Gebetsketten weiter.

NAMASTE!

Artikel erschienen in der Zeitschrift der Deutsch-Nepalischen Gesellschaft „Nepal-i“ (deutsch-nepali Magazin) – Ausgabe 115/2016

 

01_boudha-stupa_vor-dem-erdbeben-26072012

Boudha Stupa am 26. Juli 2012

 

02_boudha-stupa_05110216

Boudha Stupa am 5. Juni 2015

 

04_stupa-ohne-aufbau_09110215

Boudha Stupa am 9. November 2015

 

06_stupa-wiederaufgebaut_05112016

Boudha Stupa am 5. November 2016

 

09_stupa-bunt-erleuchtet_19112916

Beleuchtete Boudha Stupa am 19. November 2016

 

dscf0962

Boudha Stupa am 22. November 2016