Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 14

21. Dezember 2015 at 21:53

NAMASKAR Nepal

21. Dezember 2015 – Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 14

Weihnachts- und Neujahrs-Brief

Genau so selbstverständlich wie die Jahreszeiten mit ihren Metamorphosen
ist auch der Wandel, dem wir unterliegen.

 

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Gebetsfahnen flattern im Wind und tragen die Wünsche zu den Göttern

 
Wir sind gerade zurück von unserem Besuch im Dorf Brabal mit Ausflug zu den heiligen Seen von Gosainkunda. Es war eine sehr intensive Zeit. Wir haben viel erlebt, konnten mit den Dorfbewohnern das weitere Vorgehen hinsichtlich des Wiederaufbau-Projekts besprechen und haben “unsere Batterien“ in der Natur aufgetankt.

Die Zustände unterwegs von Kathmandu über die Orte Galchi, Trisuli, Grang bis nach Thulo Barkhu sind erschütternd. Trümmerhaufen überall, Steine akkurat aufgeschichtet, Holzlatten fein säuberlich gestapelt, Notunterkünfte aus ausgebleichten, zerfetzten, zerschlissenen Plastikplanen und glitzerndem, glühend heißem und eiskaltem Wellblech. Wie können die Menschen so den Winter überstehen? Viele Hilfsorganisationen haben Solarlampen, Isomatten und Decken an die Betroffenen ausgeteilt. Ein richtiges Dach über dem Kopf werden die Geschädigten wohl frühestens im nächsten Jahr haben können.

 

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Erschreckende Zustände in den Dörfern im Rasuwa Distrikt

 
In dem gesonderten Erlebnis-Bericht “Himalaya – wo die Götter wohnen… und viele Menschen unter Plastikplanen und Wellblech“ habe ich die Erfahrungen und die Gefühle während den Übernachtungen in der Notunterkunft in Brabal niedergeschrieben. Der Bericht ist alsbald unter www.nepal-spirit.de abgerufen werden.

Erfreulicherweise ist während unseres Aufenthalts in den Bergen Bewegung in Sachen Wiederaufbau gekommen. Mitte Dezember wurde das Gesetz zur Bildung der nationalen Wiederaufbaubehörde verabschiedet. Derzeit steht noch aus, wer zum Geschäftsleiter ernannt wird.

In Abstimmung mit den Dorfbewohnern haben wir den Re-Start des Projekts Ende Februar/Anfang März 2016 geplant. Unabhängig der  zu diesem Zeitpunkt bestehenden Lage, sollen die Bau-Materialien eingekauft werden. Sollte die Straße bis nach Brabal nicht vollständig fertig gestellt sein, werden Zement und Sand das letzte Stück mit Pferden oder Maultieren transportiert.

Der Baugenehmigungs-Prozess geht ebenfalls voran. Heute waren wir beim Bauamt in Kathmandu.  Zunächst wurden wir, wie oft so üblich in Nepal, von A nach B und dann  von B nach C geschickt. Nach mehreren Stunden waren wir dann wieder dort wo wir zuerst angefragt hatten. Dennoch haben wir viele wichtige Informationen und  Formulare erhalten. Jetzt warten wir noch auf einen Termin beim stellvertretenden Generaldirektor.

Auf der Webseite des Bauamts (www.dudbc.gov.np) kann nun auch der neue Design-Katalog für den Wiederaufbau von erdbebensichereren Häusern  abgerufen werden.

Anfang Dezember haben wir aufgrund der momentanen Situation pro Mitarbeiter einen Betrag von NPR 20.000 (ca. EUR 180) aus dem zweckgebundenen Spendentopf „“Tembas Nepal Trek Family“ ausbezahlt. Die Übergabe erfolgte während unseres Guide Meetings am 4.12.2015.  Alle Mitarbeiter, denen zweckgebundene Spenden persönlich zustehen, wurden außerdem über die jeweiligen Beträge und die jeweiligen Spender informiert. Die Übergabe dieser Beträge bzw. der Kauf von Materialien soll beim Beginn des Wiederaufbaus der Häuser unserer Mitarbeiter erfolgen.

Die derzeitige Versorgungslage in Nepal ist nach wie vor katastrophal. Es hat sich gezeigt, dass eine schnelle Lösung nicht möglich ist. Ein Kompromiss zur Anerkennung der Forderungen der ethnischen Volksgruppe  Madhesi sowie die Öffnung der Grenzen zu Indien sind noch nicht in Sicht. Langsam werden Stimmen laut, die den Rücktritt des Premier Minister Oli fordern.
 

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Menschen wartend vor dem Gas-Depot

 
Zusätzliche Herausforderungen stellen die gerade erhöhten Stromausfallzeiten von täglich 10 Stunden dar. Im Moment haben wir tagsüber 2 Stunden Strom. Es kostet viel Überwindung in den ausgekühlten Räumen zu sitzen und die Büroarbeit zu erledigen. Eine warme Decke über den Beinen, Handschuhe, Mütze und Daunenjacke  machen es möglich die tägliche Arbeit zu erledigen.  Der elektrische Heizlüfter und der Gasofen kommen dieses  Jahr mangels Strom und Gas leider kaum zum Einsatz. Dennoch schauen wir mit Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft.

Nepal ist trotz allem ein Land voller Magie – die einzigartige Natur mit dem gigantische Himalaya-Gebirge und den wunderschönen Landschaften, die kulturelle und religiöse Vielfältigkeit und die liebenswürdigen Menschen machen den kleinen Staat so besonders.
 

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Faszinierendes Himalaya-Gebirge

 
Wer sich gerne über die vielen Reisemöglichkeiten in Nepal informieren möchte, findet auf unserer Webseite  www.tembasnepaltrek.com/de/reisetermine/range.listevents/- die neu eingestellten Jahres-Reise-Highlights  2016. Diese Gruppen-Reisen führen in abgelegene Gebiete und finden zu festen Terminen statt. Gerne organisieren  wir auch Individual- oder Gruppenreisen  zu Wunschterminen.

Im Moment sind wir dabei einen Reisebaustein “Social Tour Sunaulo Sansar“ zu entwerfen.  Dieser wird den Besuch unseres Wiederaufbau-Projekts im Dorf Brabal, Rasuwa Distrikt sowie eine kleine Trekkingtour zu den heiligen Seen von Gosainkunda enthalten und individuell anpassbar sein.

Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Gästen, Reisenden, Nepal-Interessierten, Spendern, Volontären, Helfern, Mitarbeitern und Geschäftspartnern für die Unterstützung, die schönen Begegnungen und Kontakte sowie für das in uns und unser Trekking-Unternehmen sowie unsere Hilfsorganisation entgegengebrachte Vertrauen bedanken.

Wir wünschen ein schönes und gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr 2016.

Namaste aus Nepal

Temba & Sabine

 

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Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 13

11. November 2015 at 9:49

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11. November 2015 – Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 13

Bringt die Göttin Lakshmi das Glück und die Normalität zurück?!?

Heute findet in Nepal die Lakshmi Puja (Verehrung, Anbetungszeremonie der hinduistischen Göttin des Glücks, Reichtums und der Schönheit) statt. Bereits einige Tage vorher wurden die Häuser und Wohnungen geschruppt und geputzt. Blumengirlanden schmücken die Fenster und Türen. Kerzenlichter leuchten. Vor den Eingangstüren ist ein Weg gemalt, der in einem runden, wunderschönen bunten Mandala endet. Dadurch soll die Göttin Lakshmi angezogen werden und den Weg ins Haus finden um Glück, Reichtum und Schönheit …. und vielleicht auch die ersehnte Normalität … zu bringen.

 

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Farben für die Mandala

 

Normalität … ist derzeit noch nicht eingekehrt.

Die neue Regierung unter Premier Minister KP Sharma Oli und auch die seit zwei Wochen amtierende Präsidentin Bidhya Devi Bhandari konnten bisher noch keine erfolgreichen Verhandlungen mit den protestierenden Madhesi führen. Dafür waren die Gespräche mit China positiv. Verträge über Treibstoff-Lieferungen wurden geschlossen. Einige Tanklastwagen Benzin konnten so über die Grenze Rasuwaghadi im nördlichen Langtang Gebiet nach Kathmandu gebracht werden.  Nepal hat den Schritt gewagt und sich an den chinesischen Nachbarn gewandt um die Abhängigkeit von Indien etwas zu lösen.

Alles schien ein gutes Ende zu nehmen, als am 2.11.2015 die Grenze zu Indien wieder geöffnet war. Allerdings nur kurz, dann kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, wobei ein Inder, der sich auf nepalesischem Boden befand, erschossen wurde. Die Folge… eine erneute Versiegelung der Grenze.

 

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Kilometerlange Motorrad-Schlangen an den Tankstellen

 

Wie lange wird es dauern bis die Grenzen offen sind? In 1989 hatte Indien die Grenzen 15 Monate geschlossen. Eine Reaktion auf den Erwerb von chinesischen Waffen durch Nepal.

Unsere Wiederaufbauarbeiten befinden sich aufgrund der jetzigen Situation im Stillstand. Weder der Baugenehmigungs-Prozess noch der Transport von Materialen können umgesetzt werden. Für den Baugenehmigungs-Prozess fehlt der neu zu erstellende Building-Code der Regierung. Materialen können ohne die fehlenden Treibstoffe nicht in die abgelegenen Gebiete gebracht werden.

 

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Training der Dorfbewohner

 

Nicht nur uns geht es so… alle Hilfsorganisationen, die vor dem nahenden Winter noch mit den Aufbauarbeiten beginnen wollten, sind ausgebremst.

Wir haben deshalb einen schweren Entschluss gefasst und unseren Volontär-Einsatz vor Ort abgebrochen. Der Bau des Musterhauses ist aufgrund der nicht vorhandenen Materialien wie Zement und Sand nicht möglich. Darüber hinaus haben die Dorfbewohner  den Wunsch geäußert die Haus-Ruinen erstmals nicht zurückzubauen. Sie möchten in den kalten Monaten darin Vorräte und Holz, das für die neuen Häuser verwendet werden kann, aufbewahren.

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Volontären für die bisherige Unterstützung und das herausragende Engagement herzlich bedanken. Wir sind dankbar und froh, dass wir trotz der Widrigkeiten bisher schon so viel erreichen konnten: Rückbau von vier Häusern, Vorbereitung des Musterhaus-Grundstücks für das Baufundament, Schulung der Dorfbewohner hinsichtlich der erdbebensichereren Bauweise und die Vermessung aller Grundstücke und detaillierte Dokumentation der darauf neu zu bauenden Häuser.

 

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Herzlichen Dank

 

Nach den Tihar-Feiertagen werden wir den Genehmigungs-Prozess erneut anstoßen um hoffentlich im Februar 2016 mit dem Musterhaus-Bau beginnen zu können.

HAPPY DIPAWALI!!

Namaste

Temba & Sabine

 

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Blumengirlanden

Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 12

25. Oktober 2015 at 12:27

Namaskar Nepal

25. Oktober 2015 – Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 12

Nepal – Neuanfang mit Startschwierigkeiten?!?

Seit dem ersten Erdbeben in Nepal ist auf den Tag genau ein halbes Jahr vergangen. Die Dashain-Feierlichkeiten (Verehrung der hinduistischen Göttin Durga, die Mut, Kraft und Weisheit symbolisiert) sind gerade zu Ende gegangen. Das nächste Fest Tihar (Diwali – Lichterfest; Verehrung von Laxmi, der hinduistischen Göttin des Glücks, Reichtums und der Schönheit) steht schon vor der Tür.

 

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Blumengirlanden aus Tachetes

 
Feste und Rituale sind ein wichtiger und fester Bestandteil in den nepalesischen Traditionen. Genauso wie Familie und Dorfgemeinschaften geben sie Struktur und Halt im Alltag.

Organisierte Prozesse und vorausschauende Planungen, die eine schnelle Handlungsfähigkeit möglich machen und ebenfalls Struktur geben, sind in Nepal in anderen Lebensbereichen schwer zu finden.  Für die westliche Denkweise kaum nachvollziehbar. In Europa ist alles über Tage, Monate, Jahre hinweg im Voraus geplant und strukturiert.  Mit plötzlichen Veränderungen umzugehen ist schwierig. So hat auch die Flüchtlingswelle Europa ohne große Vorwarnung überrollt.

In Nepal sind plötzliche Veränderungen und ständig wechselnde Bestimmungen an der Tagesordnung. Flexibilität, Kreativität und Improvisationstalent sind notwendig. An einem kleinen Beispiel aus dem Tourismus-Bereich möchten wir das gerne verdeutlichen:

Vor gut einer Woche haben wir eine Email von der NMA (Nepal Mountaineering Association) erhalten. Die NMA ist seit Jahrzehnten für die Ausstellung der Bergbesteigungs-Genehmigungen zuständig. Die Genehmigungen konnten bisher über ein Online-Antragsverfahren angefordert werden. In der Email wurden wir nun informiert, dass mit sofortiger Wirkung, die Zuständigkeit auf das Tourismus Ministerium übertragen wurde. Keine weiteren Informationen, ob der ursprüngliche Beantragungsprozess beibehalten wird oder neue Voraussetzungen zu erfüllen sind. Wohlgemerkt, wir befinden uns gerade mitten in der Hauptsaison.

 

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Tibet Himal Range

 

Doch wenn selbst Flexibilität, Kreativität und Improvisationstalent in gegebenen Situationen nicht mehr weiterhelfen, dann tritt ein Gefühl der Ohnmacht ein.

Auch wir fühlen uns etwas ohnmächtig in der derzeitigen Situation vor Ort. Wie bereits in unserem letzten Rundbrief erwähnt, löste die neue Verfassung Proteste und Unruhen im südlichen Terai aus. Die anfänglichen Vermittlungsversuche zwischen den dortigen Bewohnern und der nepalesischen Regierung seitens Indiens, mündete in eine Grenzblockade. Die Blockade macht nun schon seit mehr als einem Monat die Abhängigkeit Nepals deutlich. Selbst in so einer prekären Situation möchte Nepal die indische Regierung nicht vor den Kopf stoßen und Hilfeleistungen von den chinesischen Nachbarn annehmen.

Vor den Tankstellen sind nach wie vor lange Schlangen aus Autos, Motorrädern, Regierungsfahrzeugen und Bussen zu sehen. Die Ausgabe von Benzin und Diesel ist streng reglementiert. Vollgestopfte Busse, Menschen auf dem Dach sitzend, froh einen Platz ergattert zu haben um im Heimatdorf das Dashain Festival feiern zu können. Das sind die Bilder auf den Straßen in den vergangenen Tagen. Restaurants haben eingeschränkte Speisekarten. Koch-Gas ist rar geworden. Viele Familien kochen mit Briketts oder Feuerholz. Eigentlich unvorstellbar und doch wahr: gerade jetzt während den Festlichkeiten, bei denen das Essen ein Hauptbestandteil ist.

 

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Nationalgericht – Dal Bhat – Linsen mit Reis

 

Inlandsflüge können durch Kerosin-Importe der Nepal Airlines Corporation (NAC) aus Kalkutta durchgeführt werden. Der Verkauf von Kerosin an internationale Fluggesellschaften wurde eingestellt. Die ausländischen Airlines wurden gebeten genügend Treibstoff mitzuführen oder während Zwischenlandungen in anderen Ländern aufzutanken.

Es ist nicht die erste Wirtschaftsblockade – bereits in den Jahren 1989 und 1969 ließ  Indien die Grenzen schließen.

Nach außen erscheint es so, als ob es die nepalesische Regierung nicht interessiert, in welcher Lage das Land und die Menschen im Moment stecken. So ist der vor zwei Wochen gewählte Premier Minister KP Sharma Oli erst einmal damit beschäftigt sein neues Kabinett zusammenzustellen.

Bei Gesprächen mit Indien wurde der Ball an Nepal zurück gespielt. Zuerst sollen seitens Nepals die Unruhen im Terai gelöst und auf die Forderungen der Madhesis und Tharus eingegangen werden. Erst dann wäre die Sicherheit der passierenden Güterfahrzeuge gewährleistet und die Öffnung der Hauptgrenze in Rauxal-Birgunj, über die 70 % der Treibstoff Importe erfolgt, möglich. Lediglich durch die Öffnung der kleinen Grenzstationen können seit einer Woche wenige Tanklaster die ersehnten Treibstoffe in die Hauptstadt Kathmandu bringen.

Die Menschen nehmen die Situation hin, versuchen sich selbst zu organisieren oder erst mal alles während der Festivitäten zu vergessen.

 

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Straßenszene in Kathmandu

 
Auch in dieser Situation sind die Menschen Nepals auf sich gestellt. Genauso wie nach dem Erdbeben, hilft sich die Bevölkerung gegenseitig. Auch wir haben enorme Unterstützung seitens unserer lokalen Partnerorganisationen. Das Transportunternehmen, mit dem wir zusammenarbeiten, macht eine zuverlässige und pünktliche Durchführung des Transport-Services für unsere Gäste möglich.

Allerdings sind durch die „Treibstoff-Krise“ und den Regierungswechsel unser Bau-Genehmigungsprozess sowie erforderliche Material-Transporte für den Wiederaufbau ins Stocken geraten. Dennoch können wir  Erfreuliches seitens unserer „Sunaulo Erdbebenhilfe“ berichten:

Nach Fertigstellung des Bau-Dossiers unserer Schweizer Projektgruppe, die durch die Ingenieure ohne Grenzen Schweiz unterstützt wurde, konnten vor Ort in Brabal bereits Schulungen für die Dorfbewohner durchgeführt werden.

Lea und Regula erklärten den Dorfbewohnern was bei einer erdbebensichereren Bauweise zu beachten ist. Anhand eines Models aus Lego-Steinen konnte die Wichtigkeit der seismischen Bänder und der Eckverstärkungen, die für eine zusätzliche Stabilität der Häuser sorgen, anschaulich demonstriert werden.

 

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Lego im Himalaya

 
Unser nächstes Ziel ist es, den Genehmigungsprozess nach den Feiertagen fortzusetzen und so bald als möglich ein Musterhaus zu bauen. Dabei ist es manchmal nicht einfach, alle Standpunkte unter einen Hut zu bringen. Wir versuchen zwischen den exakten Vorstellungen unserer Projektgruppe, den internationalen Volontären und den Meinungen der Dorfbewohner zu vermitteln. Nur Verständnis, Toleranz, Akzeptanz, Gelassenheit, Lernbereitschaft und Geduld auf beiden Seiten lassen uns die interkulturellen Barrieren überwinden.

Die Liebe zum Land und den Menschen lässt uns trotz den Widrigkeiten weitermachen und gibt uns Kraft, die Motivation und das Engagement aufrecht zu erhalten. Herzlichen Dank für all die Unterstützung, die wir durch die Spenden, die Mithilfe vor Ort und durch das Vertrauen erfahren.

Wir freuen uns sehr, dass nun nach langer Zeit unsere Webseite www.sunaulosansar.org in neuem Layout online gegangen ist. Die Webseite ist in englischer und deutscher Sprache abrufbar. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Timo, der uns stets zuverlässig und schnell IT-technisch begleitet.

Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass wir regelmäßig aktuelle Fotos auf unsere Facebook Seite „Hilfe für die Erdbebenopfer im Langtang Tal, Nepal“
(www.facebook.com/helpforlangtang) einstellen. Wer den kleinen Facebook-Icon, der sich unten auf unserer Webseite befindet, anklickt, gelangt direkt zur Seite. Auch diejenigen, die kein Facebook-Konto haben können die Seite aufrufen und die Inhalte sehen und lesen. Wir haben alle Fotos und Berichte öffentlich eingestellt.

Namaste

Temba & Sabine

 

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Danke – Dhanyabad

 

Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 9

21. Juni 2015 at 15:32

21. Juni 2015 – Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 9

Seit einer Woche bin ich zurück in Deutschland. Der Abschied war schmerzhaft. Es fiel mir schwer meine Lieben zurückzulassen. Dennoch – es gibt viel zu tun und auch von meinem deutschen Standort aus kann viel bewirkt werden.

 

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Zunächst folgt die Fortsetzung unseres Berichts zum Aufenthalt in der Langtang Region:

In der Nacht zum 30.05.2015 gab es ein Nachbeben. Es war das erste Mal, dass ich es gespürt und wahrgenommen habe. Das lag wohl daran, dass wir im Zelt schliefen und direkt auf der Erde lagen. Es war, wie wenn mich jemand rüttelt. Ich hatte ein beklemmendes Gefühl im Brustbereich. Dann Stille – nur für einen Moment, darauffolgend ein rieselndes Geräusch auf der gegenüberliegenden Bergseite – ein Erdrutsch… Temba hatte nichts mitbekommen und schlief tief und fest.

Am Samstag, den 31.05.2015, machten wir uns bei großer Hitze mit Decken und Seifen auf nach Thulo Shafru (2.250 m). Die Zeltplanen hatten wir bereits am Vortag mit Mulis vorausgeschickt. Wie bereits erwähnt, machten uns die vielen Erdspalten auf dem Weg von Brabal nach Thulo Shafru Sorgen. Bisher hatten sich noch keine nepalesischen Geologen die Mühe gemacht in den Rasuwa Distrik zu reisen. Die Schweizer Geologin Lea konnte uns aber zumindest im Hinblick auf die Situation des Dorfes Brabal beruhigen. Wir erhielten eine ausführliche Dokumentation über das Landslide Monitoring in der Langtang Region mit Ausführungen zu Maßnahmen und Überwachung. Dafür nochmals herzlichen Dank.

 

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Als wir das Dorf Thulo Shafru erreichten, erwartete uns der nächste Schock. Die Häuser sind auch hier zu 70 % komplett zerstört. Alle anderen so stark beschädigt, dass diese abgerissen werden müssen. Der Ort selbst ist wie ausgestorben und die Bewohner trauern um 4 Menschen, die durch das Erdbeben ihr Leben verloren haben. Die vorübergehenden Zeltunterkünfte sind auf die rechte Seite des Dorfes verlegt. Provisorische Toilettenhäuschen sind vereinzelt zu finden. Wir sehen die großen Unterschiede in der Bauweise der Schutzhütten. Teilweise einfach zusammengezimmert und überspannt mit Zeltplanen, die nicht mal bis zum Boden reichen. Keine Eingangstüren, wie in Brabal. Manche konnten mehr, manche weniger, manche gar keine Haushaltsgegenstände aus den Trümmern retten. Vor der Verteilung der Hilfsgüter haben wir die Häuser unserer Guides und Träger, die in Thulo Shafru wohnen, angeschaut. Eine traurige Bilanz – alle 5 Häuser komplett zerstört und unbewohnbar. Ein Haufen voller Steine mit zerborstenen Holzlatten. Wir haben alles detailliert dokumentiert und fotografiert.
 

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Die Ausgabe der Decken, Plastikplanen und Seifen erfolgte im Hof der Schule. Das Schulgebäude steht noch. Viele tiefe Risse und zusammengefallene Wände und Pfeiler waren überall zu sehen. Die Sicherheit des Gebäudes ist nicht mehr gegeben und an einen Schulbetrieb in den Räumlichkeiten ist erst mal nicht zu denken. Unsere beiden Trekking Guides Kanchha und Buddhiman sowie Karma, unser Träger waren bei der Übergabe der Hilfsmaterialien voll im Einsatz. Dankbar und freudig nahmen die Dorfbewohner die hilfreichen Gegenstände entgegen. Insgesamt haben wir eine Verteilung an 145 Haushalte vorgenommen. Auch hier haben wir die Namen der Bewohner, die mit Gütern versorgt wurden, dokumentiert und festgehalten. Die Dokumentationen müssen bei dem Social Welfare Council in Kathmandu vorgezeigt werden. In der Dämmerung machten wir uns auf den Rückweg nach Brabal und legten diesen zur Hälfte in strömendem Regen zurück.

 

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Am nächsten Tag (31.05.2015) nahmen wir den steilen Pfad abwärts nach Shafru Bensi (1.460 m). Nach 4 Stunden erreichten wir mit schmerzenden Knien und Beinen wie Gummi den Ortseingang. Im neuen Ortsteil von Shafru Bensi konnten wir einige Häuser sehen, die nicht so stark beschädigt schienen. Als wir uns näherten und uns die Gebäude von innen ansahen, wurden wir eines besseren belehrt. Eingefallene Wände und tiefe Risse im Fundament erwarteten uns. Sämtliche Häuser wurden bereits von Ingenieuren der Regierung inspiziert und mit einer roten oder gelben Markierung versehen. Rot bedeutet Abriss und gelb Reparatur. Der alte Ortsteil von Shafru Bensi mit den vielen Steinhäusern ist komplett zerstört. Einige der Bewohner nahmen Unterschlupf in dem unversehrten Klostergebäude.

 

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Die Verteilung der Plastikplanen durch unseren Sherpa Kami erfolgte an die Bewohner des alten Ortsteils mit insgesamt 30 Haushalten. Diese hatten bei unserer ersten Hilfsgüter-Lieferung Anfang Mai noch keine Zeltplanen erhalten.

 

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Die Grundschule in Komin, die oberhalb von Shafru Bensi liegt und die wir regelmäßig unterstützen, haben wir ebenfalls besucht. Die Räumlichkeiten der Schule hatten wir noch letztes Jahr mit Hilfe unserer Voluntärin Christine neu und farbig gestaltet. Jetzt ist das Gebäude stark beschädigt und mit Rissen durchzogen. Auch die Toilettenhäuschen sind total zerstört. Gut, dass die Organisation „Save the children“ den ganzen Schulen im Distrikt Rasuwa große Zelte zur Verfügung gestellt hat um den Schulbetrieb alsbald wieder aufzunehmen.

 

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Am nächsten Morgen (01.06.2015) durchquerten wir die Ortschaft um auf den Weg Richtung Thulo Shafru zu kommen. Wir sahen, dass viele der Läden, wenn auch beschädigt, bereits geöffnet hatten. Die Menschen saßen davor und tauschten sich aus. Viele Bewohner haben Angst, dass durch den Monsun Erdrutsche ausgelöst werden, die den Fluss aufstauen. Die Straße nach Gatlang ist bereits blockiert und unbefahrbar. Der Trail nach Thulo Shafru ist begehbar. Im unteren Bereich nahe des Langtang Flusses sahen wir die vielen und riesigen Steinbrocken, die durch die Erdrutsche herab gerissen wurden. Die langen Risse in der Erde sind auch hier über die komplette Strecke zu sehen.

 

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Nach 4 stündigem Fußmarsch bei brütender Hitze erreichten wir Thulo Shafru. Mit der fantastischen Unterstützung und Tatkraft unserer Guides und Bewohner von Thulo Shafru haben wir ein richtig tolles Toilettenhäuschen erstellt. Nach langem Graben und Ausheben des steinigen Bodens sowie Befestigung der Holzbretter, wurde die Plastikplane um die aufgestellten Holzstangen gewickelt. Et voilà – nach 5 Stunden war das Werk getan.

 

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Am Vollmondtag (Saga Dawa) 02.06.2015 nahmen wir an der Beerdigungszeremonie von Tembas Nichte teil. Sie war als Krankenschwester in dem Health Post in Langtang tätig und kam durch die Geröll-Lawine, ausgelöst durch das Erdbeben, ums Leben. Spät abends kamen wir zurück nach Brabal. Nach kurzer Wanderung bis Sano Barkhu fuhren wir am nächsten Tag (03.06.2015) mit dem Jeep in 6 Stunden und bei gleisendem Sonnenschein zurück nach Kathmandu.

Unser Kletterguide Mingmar und unser Sherpa Pemba Gelu berichteten uns, wie sehr sich die Bewohner in ihren Heimatdörfern (Solukhumbu und Okhaldunga Gebiet) über die Decken und Plastikplanen gefreut haben. Alle nahmen die Hilfsgüter freudestrahlend und dankbar entgegen.

 

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Mit diesen Unterstützungs-Aktionen sind nun unsere Sofort-Hilfsmaßnahmen in der Langtang Region (Thulo Shafru, Brabal, Thulo Barkhu, Gre, Shafru Bensi, Sano Barkhu, Komin, Nagarkoti) und in Solukhumbu/Okaldhunga zunächst beendet. Nach der Monsunjahreszeit geht es an den Wiederaufbau der Häuser und Schulen. Wir werden in Kürze eine Dokumentation (Rechenschafts- bzw. Nachhaltigkeitsbericht) über die bereits getätigten Sofort-Hilfsmaßnahmen sowie die weiteren Planungen und Vorgehensweisen in Sachen Wiederaufbau übersenden.

Gerne möchten wir noch auf unseren Bericht „Reisen in Nepal“ – Besuchsberichte, Einschätzungen und Empfehlungen (Version: 19.06.2015) unter dem folgenden Link hinweisen:

http://www.tembasnepaltrek.com/Reisen%20in%20Nepal_%20Einsch%C3%A4tzungen%20TNT_19062015.pdf

Namaste

Temba & Sabine

Erfolgreiche Abholung

26. Mai 2015 at 23:13

Update 26. Mai 2015 – Kathmandu / Nepal

Abholung und Entgegennahme der Abdeckplanen

 

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Heute hatten wir richtig Glück mit dem Abholen der Abdeckplanen von der Firma Würth. Es ging alles rucki zucki und in 3 Stunden war alles erledigt. Da wir bereits alle Dokumente zusammen hatten, konnten wir direkt zum Außenhof durchgehen um die Ware zu identifizieren. Direkt am Eingang standen die drei Paletten – unübersehbar. Nach weiteren Kontrollen der Papiere, dem Vergleich der Frachtbrief-Nummer an der Ware und auf den Dokumenten konnten wir die Plastikplanen aufladen und mitnehmen. Nochmals herzlichen Dank für diese Sachspende.

 

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Was alles an verschiedenen Hilfsgütern auf diesem Air-Cargo Platz zu sehen ist, ist einfach unglaublich. Teilweise sind die Güter nur in Kartons verpackt, die durch den Regen bereits aufgeweicht sind und fast auseinanderfallen. Koffer und Taschen mit nicht identifizierbarem Inhalt. Ein Karton, der sowieso schon aufgerissen war, enthielt doch auch tatsächlich Perlen, die zum Fädeln von Ketten dienen. Als ob das bei so einer Katastrophe überlebenswichtig ist.

 

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Damit es nicht ganz so hektisch ist, haben wir unsere Abfahrt ins Langtang Gebiet auf Donnerstag verschoben. So haben wir noch den morgigen Tag um weitere Vorbereitungen zu treffen und Einkäufe zu tätigen. Morgen werden wir unserem Trekking und Climbing Guide Mingmar Sherpa und unserem Träger Pemba Gelu Sherpa jeweils 20 Plastikplanen für ihre Heimatdörfern in den Distrikten Okhaldunga und Solukhumbu übergeben. Diese Planen werden mit dem Flugzeug nach Phaplu gebracht. Von dort aus dauert es 1 – 2 Tage Fußmarsch bis sie ihre Dörfer erreichen. Die Häuser in dieser Region wurden erst von dem zweiten Erdbeben am 12.05.2015 zerstört.

Namaste