Steinklopfarbeiter aus Okhaldhunga

13. März 2016 at 8:06

Wir haben es geschafft! Nach 2 Tagen erreichen wir das Dorf aus dem unsere Sherpas (Träger) Dorje, Pemba Gelu und Lakpa kommen. Das Dorf heißt Karsuboth und liegt im Bezirk Patle, Distrikt Okhaldhunga, Verwaltungszone Sagarmatha.

Aus dem Gebiet Okhaldhunga, das östlich von Kathmandu liegt, kommen die Experten für den Hausbau aus Natursteinen. Viele Männer sind dort auf Steinklopfarbeiten spezialisiert. Akkurat und exakt werden die Steine von Hand in rechteckige Formen gebracht. Es sieht fast so aus als ob die Steine mit einer Maschine bearbeitet sind. Wir möchten eine Arbeitsgruppe für die Steinklopfarbeiten in Brabal anheuern. Gleichzeitig sollen dadurch die Bewohner von Brabal auf diese  Arbeiten trainiert werden.

 

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Steinklopf-Arbeiten

 

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Steine werden herangetragen

 

Zunächst fahren wir, unser Climbing – und Trekkingguide Mingmar Sherpa, Temba und ich, auf der mit japanischer Unterstützung gebauten Straße (Banepa Sindhuli Bardibass Road) über Dhulikhel Richtung Janakpur. Nach 5 Stunden Fahrt erreichen wir die Abzweigung in die Gebiete Okhaldhunga und Solukhumbu. Unzählige Jeeps nehmen den gleichen Weg.

Mittagsrast machen wir in dem Dorf Ghurmye. Es scheint als ob das ganze Dorf aus einfach zusammengebauten Notunterkünften besteht. Wir sind etwas erschrocken, aber der Fahrer, der die Strecke Kathmandu – Okhaldhunga/Solukhumbu täglich fährt, versichert uns, dass dies die permanenten Häuser der Bewohner sind. Auch wenn das Dorf einfach und unaufgeräumt ist, das Dal Bhaat (Linsen mit Reis und Gemüse) schmeckt fantastisch. Gestärkt fahren wir weitere 3 Stunden und lassen 2.300 Höhenmeter hinter uns. Im Dorf Thade auf 2.500 m warten bereits Pemba Gelu und Lakpa auf uns. Es ist 14 Uhr und der Nebel ist so dicht, dass wir fast nichts sehen.

 

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Dorf Ghurmye

 

Nach einem leckeren Doudh Chiya ( Milchtee) geht es zu Fuß weiter.  Wir wandern 2 Stunden durch wunderschöne Rhododendron-Landschaften bis zum Dorf Phalate. Die Rhododendron Blüte beginnt dieses Jahr viel zu früh und wir bestaunen die Bäume in komplett roter und weißer Pracht. In Phalate schlagen wir unser Nachtlager auf. Wir haben das Zelt mitgebracht, entscheiden uns aber in einem der einfachen Zimmer auf dem Boden zu schlafen. Die Küche ist klein und durch den Holzofen, der gleichzeitig als Kochstelle dient, total verqualmt. Wir befinden uns abseits der üblichen Trekkingrouten ohne Infrastruktur und Verpflegung für Touristen.

 

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Blühender Rhododendron

 

Am nächsten Tag geht es weiter bergauf und bergab. Wir überqueren Flüsse und springen über die Steine. Und wir stellen wieder fest, dass das Zeitgefühl der Nepalesen überhaupt nicht mit dem europäischen übereinstimmt. Aus zunächst angekündigten 3 – 4 Stunden Wanderung werden
8 Stunden. Aber vielleicht ist es auch die europäische Gehgeschwindigkeit, die diese Verzögerung herbeiführt.

Als wir unser Ziel erreichen werden wir von der Mutter unserer Sherpas herzlich empfangen. Wir überreichen die mitgebrachten Gastgeschenke wie Reis, Zucker, Öl und Kekse. Unser Zelt schlagen wir im Kartoffelfeld direkt hinter dem Haus auf. Auf dem Dach des Hauses sind noch die khakifarbenen Plastikplanen, die wir als Soforthilfe nach dem Erdbeben verteilt haben, gespannt. Die ganzen Dachlatten aus Holz wurden  damals durcheinander gerüttelt. Die dadurch entstandenen Luken werden nun durch die Planen, die als Regenschutz dienen, verdeckt. Risse durchziehen das verschobene Mauerwerk.

 

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Haus unserer Sherpas in Okhaldhunga 

 

Im Okhaldhunga Gebiet sind viele Häuser durch das Erdbeben beschädigt und zerstört worden. Die Häuser werden traditionell aus Natursteinen gebaut und mit Lehmmörtel fixiert. Die Dächer sind üblicherweise mit Holzlatten gedeckt.  Wir sind erstaunt, dass einige der Häuser bereits wieder aufgebaut sind. Teilweise wurde die alte Bauweise ohne Verstärkung durch seismische Bänder angewandt; teilweise die neue erdbebensicherere Bauweise, wie im aktuellen Building Code der Regierung beschrieben.  In diesen weit abgelegenen Gebieten sind die Menschen auf sich allein gestellt. Sie wollen nicht mehr warten bis sich seitens der Regierung etwas tut. Dafür nehmen die Bewohner in Kauf, dass sie möglicherweise die zugesagte Entschädigungssumme von NPR 200.000 (ca. EUR 1.900) pro betroffenem Haushalt nicht erhalten. Fraglich ist sowieso, ob jemals Regierungsbeamte in dieses abgelegene Gebiet kommen um die Bauweise zu kontrollieren.

 

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Alte Bauweise ohne seismische Bänder

 

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Erdbebensicherere Bauweise mit seismischen Bändern

 

Wir versuchen Pemba Gelu und seine  Familie hinsichtlich der erdbebensichereren Bauweise  zu sensibilisieren und erklären  die Funktion der  seismischen Bänder und Eckverstärkungen. Am nächsten Tag besuchen wir den Marktplatz des Dorfes. Unweit entdecken wir eine Baustelle. Die Handwerker sind fleißig am Arbeiten. Zu unserer Freude sehen wir, dass bei diesem Hausbau bereits einige seismische Bänder aus Holz eingezogen sind. Emsig werden Steine in Form geklopft.  Im Gespräch mit den Arbeitern stellt sich heraus, dass diese Arbeitsgruppe nach Fertigstellung des Hauses freie Zeitpuffer hat. Wir können die Arbeiter für unser Wiederaufbau-Projekt in Brabal gewinnen. Schon in 2 Wochen fangen sie dort an. Nachdem bereits viele Arbeiter aus Okhaldhunga für den Wiederaufbau von Häusern in den Dörfern Langtang und Kyangjin Gompa im Langtang Gebiet engagiert wurden, freuen wir uns über diese positive Nachricht und den Erfolg unserer Reise.

NAMASTE!!

 

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Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 15

27. Februar 2016 at 21:34

NAMASKAR Nepal
27. Februar 2016 – Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 15

Heute melden wir uns mit dem ersten Rundbrief im Jahr 2016 und berichten über viele Neuigkeiten. Seit zwei Wochen sind wir von unserem einmonatigen Deutschland-Aufenthalt zurück in Nepal.

Es hat sich gezeigt, dass unsere Präsenz auf der Reisemesse CMT in Stuttgart im Januar 2016 sehr wichtig war. Viele Menschen wollen Nepal und die Bevölkerung durch Reisen unterstützen. Das ist großartig. Auch während des von der Stuttgarter Honorarkonsulin  Ann-Katrin Bauknecht organisierten “CMT-Pressegespräch Nepal“ wurde den Besuchern die Wichtigkeit des Tourismus nach dem Erdbeben dargelegt. Reinhold Messner, der als Ehrengast eingeladen war, sprach von der Schicksalsergebenheit der Nepalesen. Touristen, die das Land jetzt bereisen, würden der Bevölkerung zeigen, dass sie sich durch die Ereignisse im letzten Jahr nicht einschüchtern lassen und dadurch Hoffnung vermitteln.

 

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Unser Stand auf der CMT

 

Unsere Hoffnung auf ein Ende der Grenzblockade nach unserer Rückkehr hat sich bewahrheitet. Am 5. Februar 2016 wurde die Grenze Birganj-Raxaul wieder geöffnet. Unzählige Lastwagen mit Treibstoffen und Gas-Zylindern konnten den Grenzposten passieren. Langsam kehrt an den Tankstellen Normalität ein. Es gibt keine reglementierten Benzinausgaben mehr. Benzin und Diesel sind wieder zu Normalpreisen erhältlich. Kochgas kann ebenfalls zum normalen Preis eingekauft werden. Die Wartezeiten bei der Ausgabe sind teilweise noch recht lang. Allerdings ist die Länge der Schlangen vor den Tankstellen und Gas-Depots nicht mit denen der vergangenen Monate zu vergleichen. Restaurants haben keine limitierten Speisekarten mehr. Die Taxipreise haben sich normalisiert.

Der Besuch von Premier Minister Oli vom 18. – 24. Februar 2016 in Indien sollte nach Medienberichten die bilateralen Beziehungen zwischen Nepal und Indien stärken. Seit dem Inkrafttreten der neuen Verfassung im September 2015 und der daraus resultierenden Grenzblockade waren diese zunehmend verhärtet. Darüber hinaus sollte die Regierung aber die Verhandlungen mit den Madhesis nicht ganz vergessen.  Deren Forderungen wurden bisher noch nicht einvernehmlich fixiert.

Positives können wir von unserem Wiederaufbau-Projekt in Brabal berichten. Für Nepal ist es sehr typisch, dass sich manchmal etwas ewig zieht und sich nichts tut. Dann auf einmal, läuft alles wie von selbst.

Temba war letzte Woche zusammen mit einigen Dorfbewohnern in der Bezirkshauptstadt Dhunche. Dort konnten wir, Dank des hervorragend dokumentierten Bau-Dossiers und den weiteren Unterlagen, unser “Wiederaufbauprojekt Dorf Brabal“ beim Chief District Officer (CDO) und gleichzeitig beim National Reconstruction Authorithy (NRA) Office, Niederlassung in Dhunche, offiziell registrieren.

Bereits jetzt haben wir die mündliche Zusage mit dem Bau von zwei Musterhäusern in Brabal starten zu können. Die erforderliche Baugenehmigung muss während dieser Zeit beim Ministerium für Stadtentwicklung (Amt für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft) im Parlamentsgebäude Singha Durbar in Kathmandu beantragt werden.

Leider wurde uns dabei ein Stein in den Weg gelegt. Als Grundlage für die Beantragung können wir das durch unser Projekt-Team vorbereitete Bau-Dossier nicht verwenden. Die Verwendung der vorliegenden Baupläne macht eine Überprüfung der beruflichen Fachkompetenzen sowie die Anerkennung der erstellenden Personen aus der Schweiz durch eine gesonderte Regierungsentscheidung erforderlich. Dieser Prozess erfordert einen enormen Aufwand und enthält eine große Unbekannt: die zeitliche Dauer.

Um den Stein aus dem Weg zu rollen, besteht die Möglichkeit als Grundlage für die Beantragung der Baugenehmigung das Modell-Haus SMM 1.1. (einstöckiges 3-Zimmer-Haus mit Veranda) gemäß Building Code zu nehmen. Dieses Modell entspricht von der Größe in etwa dem Haus, das in unserem Bau-Dossier dargestellt ist. Es wird allerdings eine Modifikation mit Zement-Mörtel und seismischen Bändern aus Beton geben. Sollten Bauplätze für diese Hausgröße nicht ausreichen, sind die Bewohner frei sich für ein zweistöckiges 2-Zimmer-Haus gemäß Building Code zu entscheiden. Letztlich werden alle Bewohner für die Errichtung des Rohbaus Materialen, Transport und notwendige nepalesische Fachkräfte (für Steinklopfarbeiten) im selben Wert erhalten.

Der Building Code ist unter dem folgenden Link abrufbar: http://www.dudbc.gov.np/uploads/default/files/0ef9f3598df115407ae9ed4e7bfab24a.pdf

An dieser Stelle möchten wir nochmals unseren ganz besonderen Dank an unser Bau-Team aus der Schweiz aussprechen. Nur durch die exakte und detaillierte Dokumentation  war es überhaupt möglich das Projekt zu registrieren. Außerdem wurde dadurch unser Blick auf die Wichtigkeit der Bau-Komponenten (seismische Bänder und Eckverstärkungen) für ein erdbebensichereres Haus geschärft. Das Bau-Dossier ist die Basis unseres Projekts. Danke für Euer Vertrauen und das Engagement.

Durch die Eigenverantwortung und Organisation der Dorfbewohner wurde bereits das seitens der Regierung erforderliche Training auf die erdbebensicherere Bauweise im Januar/ Februar 2016 absolviert. Uns liegen Zertifikate der Handwerke Fachrichtung Maurer, Schreiner und Elektriker vor. Das Training dauerte  25 Tage und wurde von der GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH) in Thulo Shafru durchgeführt. Die Eigeninitiative und das Engagement der Dorfbewohner zeigen uns, dass sie voll hinter dem Projekt stehen und wir auf dem richtigen Weg sind.

Auf dem richtigen Weg geht es auch in Richtung Brabal. Die durch die Grenzblockade stagnierenden Straßenbauarbeiten sind durch die Dorfbewohner bereits wiederaufgenommen. Wir gehen davon aus, dass die Straße Ende Februar 2016 fertig ist. Dann ist es möglich die Materialien wie Zement und Sand mit dem Lastwagen bis nach Brabal zu transportieren. Das ist ein wahrer Fortschritt, der dem Engagement und dem Einsatz der Bewohner von Brabal und Thulo Shafru zu verdanken ist.

 

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Straße nach Brabal

 
Im letzten Jahr haben sich die Engineers without borders (EWB) von der Uni Karlsruhe, Institute of Technology (KIT) entschieden zwei Projekte mit uns im Dorf Brabal umzusetzen.  Zum einen soll das Wasserversorgungssystem erneuert und die Trinkwasserversorgung verbessert werden. Zum anderen ist der Bau einer Müllentsorgungsanlage geplant. Beides sind Projekte, die nach erfolgreicher Umsetzung in andere Dörfer adaptiert werden können. Weitere Informationen zu diesen Projekten sind zu finden unter:

www.ewb-karlsruhe.de/projekte/nepal
www.ewbkarlsruheinnepal.wordpress.com

Wer gerne für die Projekte spenden möchte, kann dies über Betterplaces unter dem nachfolgenden Link tun. Die Spenden sind steuerlich absetzbar.

www.betterplace.org/de/projects/37561?utm_campaign=ShortURLs&utm_medium=project_37561&utm_source=PlainShortURL#galleryclosed

 

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Besuch bei den Studenten in Karlsruhe

 
Bei uns auf der Webseite werden kurzfristig ebenfalls Informationen und genaue Projektbeschreibungen zu den beiden oben genannten Projekten ersichtlich sein. Die ersten Studenten werden schon Ende März/ Anfang April 2016 anreisen und das Wasser-Projekt in Angriff nehmen.

Mitte Februar 2016 wurden die Spendenbescheinigungen seitens der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft e.V., Stuttgart (DNH) für die Sunaulo Erdbebenhilfe verschickt. Sollte jemand noch keine Bescheinigung erhalten haben, bitten wir um kurze Mitteilung. Wir möchten darauf hinweisen, dass Spenden bis zu EUR 200,00 ohne amtliche Spendenquittung mit dem Einzahlungsbeleg der Überweisung beim Finanzamt eingereicht werden können. Spenden über EUR 200,00 müssen über eine vom Spendenempfänger auszustellende Spendenbescheinigung nachgewiesen werden. Für die Unterstützung und die Bemühungen bedanken wir uns herzlich beim DNH-Geschäftsbüro und der DNH-Vorstandschaft.

NAMASTE!!!

Von heute auf morgen – Leben und Tod (T1)

21. Februar 2016 at 9:52

Bei manchen Menschen tritt er ganz plötzlich und unerwartet ein. Er fragt nicht nach der derzeitigen Lebenssituation, nach den unerfüllten Träumen oder noch ausstehenden Wünschen.

Er klopft an die Tür, tritt ein und ist einfach da – der Tod.

Die Hinterbliebenen, Freunde, Bekannte, Nachbarn verharren im Schock und können es nicht glauben. Ein geliebter Mensch lebt nicht mehr – von heute auf morgen.

Auch uns geht es so. Als wir von unserem einmonatigen Deutschlandaufenthalt nach Nepal zurückkommen erfahren wir, dass unser Vermieter verstorben ist. Ganz plötzlich und unerwartet – ein Tag vor unserer Rückkehr.

Eine unfassbare Nachricht, die viel Nachdenken auslöst. Wer hätte gedacht, dass es das letzte Mal gewesen ist, als wir mit ihm vor unserer Abreise Anfang Januar noch gesprochen haben. Das Thema bewegt mich besonders. Gerade lese ich ein Buch mit dem Titel “Wenn morgen mein letzter Tag wäre. So finden Sie heraus was im Leben wirklich zählt.“

Dieses Ereignis sollte für mich ein weiterer Anlass sein, das Wissen um die Endlichkeit mit den tiefen Wünschen und Träumen des Lebens zu verbinden und in die Tat umzusetzen.

Im Haus ist ein Kommen und Gehen, alle kondolieren der Familie und drücken ihr Mitgefühl aus. Der älteste Sohn, der in Amerika lebt, wird kurzfristig anreisen.
Bei den Hinduisten ist es üblich, dass der älteste Sohn die notwendigen Rituale vor, während und nach der Verbrennung in Pashupatinath vollzieht. Die Verbrennung ist für den nächsten Tag angesetzt.

Wir werden hingehen um uns vom Verstorbenen zu verabschieden. Für uns, mit christlichen und buddhistischen Wurzeln, wird es die erste hinduistische Zeremonie sein, an der wir teilnehmen .

Ob sich die Zeremonie im Hinduismus sehr von den christlichen oder buddhistischen Traditionen unterscheidet?

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Himalaya in Nepal, dort wo die Götter wohnen

Nepal auf der Reisemesse CMT 2016

30. Januar 2016 at 22:11

Die Unterstützung des Tourismus und seiner Bevölkerung durch Reisen in dieses magische Land ist gerade in diesem Jahr besonders wichtig.

Nepal ist eine Reise wert – JETZT erst recht!!

NAMASTE und Herzlich Willkommen.

HIMALAYA – wo die Götter wohnen …

23. Dezember 2015 at 20:16


… und viele Menschen unter Plastikplanen und Wellblech

 

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Die provisorische Notunterkunft aus Bambusmatten, Holzlatten, verrostetem Wellblech und Steinen ist mit Plastikplanen überspannt und verschnürt wie ein Paket. Diese behelfsmäßige Lagerstätte ist für 5 Tage und Nächte mein Zuhause.

Für die Menschen im Dorf Brabal auf 2.300 m solange bis ein neues Haus gebaut ist. Wie lange das dauert ist aufgrund der derzeitigen Lage schwer zu sagen. Bereits seit acht Monaten ist diese Behausung das vorläufige Heim für die Dorfbewohner.

Ein kleiner Raum  – dunkel und kalt, vollgestopft mit Habseligkeiten und Vorräten gerettet aus den Trümmern, ohne Fenster, ohne Isolierung, ohne fließend Wasser.

Auf der Feuerstelle kocht die Hausfrau die täglichen Mahlzeiten. Gleichzeitig dient diese als Ofen zum Aufwärmen. Wenn die Sonne am Abend um 16 Uhr verschwindet und am Morgen noch etwas Zeit braucht um sich ab 10 Uhr in voller Pracht zu entfalten, dann drängen sich alle um das Holzfeuer. Besonders geschätzt wird die Wärme wenn der starke Wind die Plastikplanen aufplustert und die Kälte in den Raum hineinbläst.  Wenn keine Sonne scheint und der sonst so stahlblaue Himmel wolkenverhangen ist, wird es fast unmöglich den Körper aufzuwärmen. Eingewickelt in die von verschiedenen Hilfsorganisationen übergebenen warmen Decken setzt sich die Kälte dennoch in Mark und Bein.

Morgens und abends, bevor das Feuer angezündet wird, ist der Atemhauch zu sehen. Nachts ist es derzeit minus 8 Grad im Freien und minus 3 Grad in der Unterkunft.  Das Wasser ist morgens vereist, überall liegt Raureif, die Erde ist hart gefroren und es wird täglich kälter.

Schutz vor der Kälte suchen auch die ungebetenen Gäste. Insbesondere am Abend und in der Nacht werden die Mäuse lebendig. Ein Rascheln hier, ein Piepsen dort und schwupp huscht eine kleine Maus vorbei.

Ich schlafe auf einer Isomatte auf der mit Holzbrettern ausgelegten Erde vor der Feuerstelle. Dick eingepackt im Schlafsack, meine Nase ist eiskalt. Es dauert Stunden bis ich einschlafen kann und eine bequeme Liegeposition finde. Die Toilette ist draußen und es kostet mich viel Überwindung den warmen Schlafsack zu verlassen. Ich bleibe liegen bis ich es nicht mehr aushalte. Dann werfe ich mir meine Daunenjacke über und öffne die Tür.  Dunkelheit schlägt mir entgegen. Über mir ein funkelnder  Sternenhimmel. Die Sterne zum Greifen nah. Wie wunderschön.

Wieder eingekuschelt falle ich in einen unruhigen Schlaf. Ganz früh werde ich wach. Ein bunter Vogel sitzt am einzigen Ausguck der Unterkunft und schaut mich an. Ich gehe nach draußen, atme die frische Bergluft ein, genieße die klare Sicht auf die schneebedeckten Gipfel des Ganesh Himal.

Wie können die Menschen den Winter überstehen?
Wie können die Menschen der Kälte trotzen?
Wie können die Menschen diesen Zustand aushalten?

Vielleicht sind es die vielen Natur-Schönheiten und die göttlichen Energien, die überall im Himalaya wahrzunehmen sind und die den Menschen die Kraft und Zuversicht geben durchzuhalten.

Durchzuhalten – bis der Winter überstanden ist.
Durchzuhalten – bis der Frühling kommt.
Durchzuhalten – bis jeder wieder ein richtiges Dach über dem Kopf hat.

NAMASTE!!