HIMALAYA – wo die Götter wohnen …

23. Dezember 2015 at 20:16


… und viele Menschen unter Plastikplanen und Wellblech

 

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Die provisorische Notunterkunft aus Bambusmatten, Holzlatten, verrostetem Wellblech und Steinen ist mit Plastikplanen überspannt und verschnürt wie ein Paket. Diese behelfsmäßige Lagerstätte ist für 5 Tage und Nächte mein Zuhause.

Für die Menschen im Dorf Brabal auf 2.300 m solange bis ein neues Haus gebaut ist. Wie lange das dauert ist aufgrund der derzeitigen Lage schwer zu sagen. Bereits seit acht Monaten ist diese Behausung das vorläufige Heim für die Dorfbewohner.

Ein kleiner Raum  – dunkel und kalt, vollgestopft mit Habseligkeiten und Vorräten gerettet aus den Trümmern, ohne Fenster, ohne Isolierung, ohne fließend Wasser.

Auf der Feuerstelle kocht die Hausfrau die täglichen Mahlzeiten. Gleichzeitig dient diese als Ofen zum Aufwärmen. Wenn die Sonne am Abend um 16 Uhr verschwindet und am Morgen noch etwas Zeit braucht um sich ab 10 Uhr in voller Pracht zu entfalten, dann drängen sich alle um das Holzfeuer. Besonders geschätzt wird die Wärme wenn der starke Wind die Plastikplanen aufplustert und die Kälte in den Raum hineinbläst.  Wenn keine Sonne scheint und der sonst so stahlblaue Himmel wolkenverhangen ist, wird es fast unmöglich den Körper aufzuwärmen. Eingewickelt in die von verschiedenen Hilfsorganisationen übergebenen warmen Decken setzt sich die Kälte dennoch in Mark und Bein.

Morgens und abends, bevor das Feuer angezündet wird, ist der Atemhauch zu sehen. Nachts ist es derzeit minus 8 Grad im Freien und minus 3 Grad in der Unterkunft.  Das Wasser ist morgens vereist, überall liegt Raureif, die Erde ist hart gefroren und es wird täglich kälter.

Schutz vor der Kälte suchen auch die ungebetenen Gäste. Insbesondere am Abend und in der Nacht werden die Mäuse lebendig. Ein Rascheln hier, ein Piepsen dort und schwupp huscht eine kleine Maus vorbei.

Ich schlafe auf einer Isomatte auf der mit Holzbrettern ausgelegten Erde vor der Feuerstelle. Dick eingepackt im Schlafsack, meine Nase ist eiskalt. Es dauert Stunden bis ich einschlafen kann und eine bequeme Liegeposition finde. Die Toilette ist draußen und es kostet mich viel Überwindung den warmen Schlafsack zu verlassen. Ich bleibe liegen bis ich es nicht mehr aushalte. Dann werfe ich mir meine Daunenjacke über und öffne die Tür.  Dunkelheit schlägt mir entgegen. Über mir ein funkelnder  Sternenhimmel. Die Sterne zum Greifen nah. Wie wunderschön.

Wieder eingekuschelt falle ich in einen unruhigen Schlaf. Ganz früh werde ich wach. Ein bunter Vogel sitzt am einzigen Ausguck der Unterkunft und schaut mich an. Ich gehe nach draußen, atme die frische Bergluft ein, genieße die klare Sicht auf die schneebedeckten Gipfel des Ganesh Himal.

Wie können die Menschen den Winter überstehen?
Wie können die Menschen der Kälte trotzen?
Wie können die Menschen diesen Zustand aushalten?

Vielleicht sind es die vielen Natur-Schönheiten und die göttlichen Energien, die überall im Himalaya wahrzunehmen sind und die den Menschen die Kraft und Zuversicht geben durchzuhalten.

Durchzuhalten – bis der Winter überstanden ist.
Durchzuhalten – bis der Frühling kommt.
Durchzuhalten – bis jeder wieder ein richtiges Dach über dem Kopf hat.

NAMASTE!!

Saga Dawa Festival

13. Juni 2014 at 9:52

Heute am 13. Juni 2014 (Vollmond) wird das Saga Dawa Festival gefeiert. Saga Dawa ist ein tibetisches Fest und es werden gleich drei Ereignisse: die Geburt, der Tod und die Erleuchtung von Lord Buddha gefeiert.

An diesem Tag werden verschiedene Rituale durchgeführt und Buddhisten senden ihre Wünsche an die Götter. Es wird geglaubt, dass diese Wünsche in Erfüllung gehen, wenn Gläubige  13 Runden um den unteren Bereich der Stupa in Swayambunath gehen  und dabei Mantras rezitieren. Wenn es sich um sehr wichtige Wünsche handelt, werden die 13 Runden mit Niederwerfungen absolviert.

 

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Haupteingang Swayambunath – Affentempel

 

Bereits einen Tag vor dem eigentlichen Fest brechen die Menschen zum buddhistischen Heiligtum Swayambunath in Kathmandu auf und beginnen mit den Runden. Wenn jemand schnell geht und der Ort nicht mit Menschenmassen überfüllt ist, wird für eine Runde ungefähr 45 bis 60 Minuten benötigt. Das bedeutet auch, dass 13 Runden sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Überall sind Männer, Frauen und Kinder zu sehen, die in der linken Hand eine Mala (Gebetskette) halten und wieder eine der 108 Perlen weiter schieben, wenn ein Mantra rezitiert wurde.

Abends, wenn es langsam dunkel wird und der Vollmond sein rundes Gesicht zeigt ist die Stimmung am Schönsten. Viele der Pilger haben bereits tagsüber ihre “Wunschrunden“ abgeschlossen und es sind nur noch wenige Gläubige zu sehen. Am unteren Haupteingang zur Stupa, auf der anderen Seite beim Buddhapark und am Wegesrand stehen unzählige Stände mit brennenden Butterlampen. Das helle Flammenmeer scheint einen zu verzücken und ein innerer Frieden und eine Gewissheit, dass sich die Wünsche erfüllen werden, breitet sich im Herzen aus.

 

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Ein Meer aus brennenden Butterlampen