Frauenförderung – Women for Human Rights in Nepal

27. August 2020 at 10:04

Eine Organisation von Frauen für Frauen

In diesem Blog-Artikel berichte ich über die Organisation “Women for Human Rights“ – WHR in Kathmandu, Nepal. Es ist mir ein großes Anliegen über meine Eindrücke von und Erlebnisse mit dieser Organisation und ihrer visionären Gründerin Lily Thapa zu schreiben. Mich beeindruckt die unermüdliche, wertschätzende und empathische Arbeit von Frauen für Frauen sehr. Ich möchte Euch daran teilhaben lassen und Einblicke in die Frauenbewegung geben.

 

Gemälde am WHR-Zentrum

 

Kennengelernt habe ich die WHR im Oktober 2019 durch Kerstin, eine Freundin, die bei dieser Organisation im Bereich der Friedensarbeit mitgewirkt hat.

Bereits beim ersten Treffen hat mich die besonders herzliche und offene Art von Lily Thapa in den Bann gezogen und ihre Lebensgeschichte, die Teil einer öffentlich zugänglichen Foto-Ausstellung im Erdgeschoß des WHR Gebäudes in Kathmandu ist, sehr berührt.

Auch die Initiative und Aktion der WHR Food Bank, durch die eine Verteilung von warmen Mahlzeiten an hilfsbedürftige Frauen und Familien während der Corona-Ausgangssperre in Kathmandu von Ende März bis Ende Juli 2020 möglich wurde, haben mich zum einen durch die Professionalität und zum anderen durch die warmherzige Verbundenheit mit diesen Menschen, von der wertvollen Arbeit dieser Organisation überzeugt.

Am Ende des Beitrags berichte ich nochmals ausführlicher über diese humanitäre Hilfsaktion der WHR und wie wir, das sind Temba und ich bzw. Tembas Nepal Trek & Expedition Pvt. Ltd., uns Dank der Spenden unserer Trekking-Gäste und Freunde an dieser Aktion beteiligen konnten.

Die Gründerin Lily Thapa

Wer Lily begegnet nimmt sofort ihre offene, warme, herzliche, strahlende, energieversprühende, motivierende, hilfsbereite, empathische, wertschätzende und visionäre Art wahr. Sie ist das Herzstück der Organisation.  Mit 29 Jahren wurde Lily Witwe und hatte 3 kleine Kinder großzuziehen. Sie kennt daher die diskriminierenden, soziokulturellen Praktiken und sozialen Normen, die den Umgang mit Witwen bestimmen, aus eigener Erfahrung.

Die Begegnung mit einer anderen Witwe und deren Erlebnisse stellte den Wendepunkt in Lily´s Leben dar. Ab 1992 organisierte sie eine Austauschplattform für Witwen. Jeden Sonntag trafen sich die Frauen, anfangs waren es sechs bis sieben Witwen, bei Lily zu Hause, um sich über den Kummer und die Herausforderungen auszutauschen. Ende 1994 waren es bereits 50 Witwen. Der Wunsch die Gruppe formal zu registrieren, um dadurch auch funktionale Lösungen zu finden, wuchs. Im Jahr 1995 wurde die Gruppe unter dem Namen „Women for Human Rights – single women group“ als Nichtregierungsorganisation beim Social Welfare Council in Kathmandu registriert.

Öffentliche Fotoausstellung im WHR-Zentrum Chhahari
Das Red Color Movement & andere Kampagnen

Die öffentliche Fotoausstellung gibt Einblicke in das Leben von Lily Thapa sowie in die über Tausende von Jahren bestehenden, verachtenden Praktiken der hinduistischen Gesellschaft gegenüber Witwen und zeigt darüber hinaus auch die Entstehungs- und Erfolgsgeschichte von WHR.

 

Foto-Ausstellung im WHR

 

Die veraltete, aus Indien stammende Verbrennungstradition, das Sati System, bei der sich eine Frau beim Tod ihres Ehemanns selbst opfert oder sich kurz danach das Leben nimmt, war auch in Nepal bei den hinduistisch geprägten Ethnien eine weitverbreitete Praxis. Dieses System wurde von Premierminister Chandra Shamsar Rana im Jahr 1920 abgeschafft.

Leider bedeutet die Abschaffung einer Regel, einer Praxis oder eines Systems, noch lange nicht, dass diese auch komplett aus dem Unterbewusstsein oder dem Bewusstsein verschwindet. Wie tief sitzen die häufig mit einer emotionalen Komponente versehen impliziten Vorurteile.

Die physische, ökonomische, psychische und sexuelle Gewalt gegen Witwen wurde in der Gesellschaft auch nach Abschaffung der Sati-Praxis, aufrechterhalten. Den nepalischen Witwen der Hindu-Ethnien war der Zugang zu Eigentum, uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, Wiederheirat, Teilnahme an religiösen Zeremonien und vielem mehr verwehrt.

Das Tragen von roter Kleidung und Make-up war für die Witwen verboten. Diese Farbe war den Verheirateten vorbehalten. Witwen mussten sich, damit sie äußerlich direkt zu erkennen waren, weiß kleiden.  Auch das stigmatisierende Denkmuster „Witwen bringen Unglück“ war weit verbreitet, so dass sich Witwen, häufig im Haushalt der Schwiegereltern lebend, verstecken mussten. Ohne einen Ehemann gab es quasi keine Rechte für verwitwete Frauen. Sie konnten unter anderem keine Passdokumente beantragen und mussten ein bestimmtes Alter haben, um das Erbe des Ehemanns anzutreten.

Diese gewachsenen sozialen Normen, die die allgemeine Denkweise abbilden und die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bestimmen sind hart und unerbittlich.

Umso erfreulicher sind die Erfolge, die die WHR mit der Kampagne, Demonstration und der Klage gegen das in den Jahren 2009 / 2010 beabsichtigten Regierungs-Programm zur Wiederverheiratung von Witwen sowie der Red Color Movement Aktion erzielte.

Das Wiederverheiratungs-Programm sah vor, dass Paare einen staatlichen Geldzuschuss von ca. EUR 500 bei einer Heirat mit einer Witwe bekommen sollten. Diese Regelung verletzte die Rechte der verwitweten Frauen auf ein Leben in Würde. Der Klage von WHR wurde im Januar 2010 vom obersten Gericht stattgegeben und das Programm wurde nicht verabschiedet.

Eine weitere Kampagne und gewaltfreie Protestaktion, die zur Stärkung der Rechte verwitweter Frauen beitrug, fand im Jahr 2006 statt. Durch die von der WHR organisierte Red Color Movement Aktion mit dem Slogan „Farbe ist ein Geburtsrecht“ wurden verwitwete Frauen ermutigt rote Kleidung, Schmuck und Make-up zu tragen. Diese tabubrechende Aktion sollte dazu beitragen den Selbstwert der verwitweten Frauen zu steigern und sich nach außen nicht mehr von verheirateten Frauen zu unterscheiden. Immer weniger Witwen ergeben sich dadurch dem verletzenden Brauch sich durch das Tragen von weißer Kleidung, äußerlich brandmarken zu lassen.

Laut der letzten Volkszählung im Jahr 2011 gab es zu diesem Zeitpunkt ungefähr 500.000 Witwen in Nepal.  80 % der Bevölkerung gehören dem hinduistischen Glauben an und unterliegen somit den oben beschriebenen Normen und Glaubenssätzen.

Diskriminierungen gegen Witwen und Single-Frauen haben durch den unermüdlichen Kampf von verschiedenen Organisationen nachgelassen. Dennoch gibt es diese in Nepal bis heute noch, auch gegen andere Gesellschaftsgruppen.

Die WHR hat landesweit 1550 aktive Single-Frauen Gruppen in 73 Distrikten und zählt mehr als 100.000 Mitglieder. Die internationale Anerkennung und Unterstützung wachsen stetig weiter.

Die Vision und Mission von WHR

“Keine Diskriminierung von Frauen auf Basis des Familienstandes“ ist eine der wichtigsten Postulierung der Organisation.

Hierunter fallen insbesondere Single-Frauen – also Frauen, die verwitwet, geschieden, getrenntlebend, unverheiratete und über 35 Jahre sind und Frauen, deren Ehemann verschwunden oder vermisst wird.

Das Kernthema ist die Arbeit und der Prozess zur Frauenförderung.
Women Empowerment, damit Single-Frauen in Nepal ökonomische, politische, soziale und kulturelle Perspektiven, Rechte und vor allem Gleichbehandlung erhalten.

Ziel ist es auch, ein auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene aktives Netzwerk zu schaffen.

 

 

Das Chhahari – Zentrum, ein Ort der Erholung & Regeneration

Chhahari, so wird das WHR-Zentrum in Kathmandu, Hattigauda genannt. Chhahari ist Nepali und kann mit Rastplatz übersetzt werden. Genauer ein Schattenplatz unter einem Baum, ein Ort, an dem Erholung, Regeneration und Heilung möglich sind.

Das Chhahari – Zentrum bietet somit für die an den Rand der Gesellschaft gedrängten, traumatisierten und vertriebenen Single-Frauen und Kinder Unterstützung und Hilfestellung.

Besonders Witwen und andere Single-Frauen sollen über Schulungen und Workshops mit Respekt, Würde und Gleichbehandlung zu eigenverantwortlichem, unabhängigem, wirtschaftlichem Handeln befähigt werden.

Ferner erhalten die Frauen neben der Beratung und Seelsorge für die erlittenen Traumata, auch eine Art Handwerkszeug, um mit der äußeren Diskriminierung umzugehen zu lernen.

Dies ist nur ein Teil der Programm Aktivitäten von WHR. Ausführliches ist auf der Webseite der Organisation zu finden. Die Kontaktdaten sind am Ende des Artikels aufgeführt.

Meine bereichernden Erlebnisse und Erfahrungen im WHR mit Klängen & Klanganwendungen

Als meine Freundin Kerstin Mitte November 2019 ihren letzten Arbeitstag im WHR hatte, wollte sie ihren Kolleginnen und Kollegen zum Abschied ein Klang-Bad zur meditativen Entspannung und Verbundenheit schenken.

So hatte ich die wunderbare Gelegenheit mit meinen aus dem Himalaya stammenden Klanginstrumenten die verschiedenen Teammitglieder durch die obertonreichen Klänge zum Klingen und Schwingen zu bringen. Für viele war es eine besondere und positive Erfahrung verbunden mit der Erkenntnis, dass vorher bestehende, starke Kopfschmerzen durch die Linderung der Verspannung verschwanden. Auch die anfänglich, im Raum durch Meinungs-Differenzen und durch das mulmige Gefühl vor Unbekanntem  entstandene, wahrnehmbare angespannte Stimmung, hat sich zunächst über die subtilen atomsphärischen Schwingungen hörbar auf die Klänge übertragen und nach einiger Zeit komplett aufgelöst.

 

Einführung zum Klangerlebnis

 

Klanginstrumente sind einfach ein wunderbares Medium, vor allem auch dann, wenn sprachliche, kulturelle oder andere Barrieren bestehen und eine andere Art des „In-Resonanz-Tretens“ erforderlich wird.

So durfte ich auch Frauen, die aus dem Süden des Landes zur Teilnahme an verschiedenen Workshops angereist waren, mit Klangerlebnissen beschenken. Die Frauen kannten manche Klanginstrumente, wie Zimbel und Glocke, aus Tempeln und Klöstern.  Sie waren ganz fasziniert über die wahrnehmbaren Schwingungen, die sie während dem Anspielen einer auf die flache Hand gestellten Klangschale, spürten.  Da viele der Frauen kein Englisch sprachen, begleitet ich das Klang-Bad in nepalischer Sprache. Das war auch für mich etwas ganz Neues. Die Verbundenheit und das Glücksgefühl, das wir alle, Klangempfangende und Klanggebende, nach den Klängen spürten, ist auf dem Foto deutlich sichtbar.

Ich bin sehr dankbar für diese wertvollen Erfahrungen und hoffe, dass ich nach der Corona-Krise im WHR wieder Klangerlebnisse geben darf.

 

 

Corona – Lockdown März bis Juli 2020: Essen für die Ärmsten

Durch den am 24. März 2020 landesweit ausgerufenen Lockdown und der damit verbundenen komplett eingeschränkten Bewegungsfreiheit war es für die vielen Tagelöhner nicht mehr möglich ihrer Arbeit nachzugehen und Geld für ihre Familien zu verdienen. Ressourcen oder Angespartes für schlechte Zeiten, das haben diese Menschen nicht. Sie leben von der Hand in den Mund.

WHR hatte bis Anfang Mai 2020 bereits über 10.000 Mahlzeiten an Geringverdiener und Tagelöhner verteilt. Zunächst hatte die Organisation angefangen Nahrungsmittelpakete zu verteilen. Schon bald wurde aber registriert, dass viele Menschen gar nicht mehr in der Lage waren, Kochgas oder Öl zu kaufen, um den Reis zu kochen. Außerdem war es schwer kontrollierbar, wer kam, um die Nahrungsmittelpakete abzuholen.

Zuerst war da die Unsicherheit, ob Bedürftige aus hygienischen Gründen überhaupt das gekochte Essen akzeptieren würden. So startete die Aktion mit 100 warmen Mahlzeiten pro Tag, die sich dann innerhalb kürzester Zeit auf 1500 Mahlzeiten täglich erhöhte.

Die Identifizierung der bedürftigen Frauen und Familien erfolgte in Zusammenarbeit mit der Behörde des Stadtteils. Ermöglicht und umgesetzt werden konnte diese Aktion nur durch die vielen Freiwilligen, die Gemüse schnippelten, kochten, Essen verpackten und austeilten. Und natürlich durch die vielen Spenden zum Kauf der Lebensmittel.

Anfänglich erfolgte die Essensausgabe vor dem Chhahari -Zentrum. Nachdem das Gebäude dann zur Quarantäneunterkunft für die, aus dem Ausland zurückkehrenden nepalischen Gastarbeiterinnen genutzt wurde, erfolgte die Verteilung der warmen Mahlzeiten an drei verschiedenen Orten.

Wir konnten uns am 28. Mai 2020 mit Lebensmittelpaketen bestehend aus Reis, Linsen, Öl, Salz, Zucker, Tee und Chiura für 30 Haushalte an der WHR Food-Bank beteiligen. Da in diesem Zeitraum noch die strikte Ausgangssperre bestand, konnten wir die Nahrungsmittel nicht selbst zur Organisation bringen. Mitarbeiter von WHR, die Passierscheine hatten, holten die Nahrungsmittel-Spende bei uns ab. Direkt nach ein paar Tagen hat uns Lily Fotos von der Übergabe der Lebensmittelpakete geschickt.

 

Abholung der Lebensmittel von WHR-Mitarbeiter

 

Lebensmittelpakete für bedürftige Frauen

 

Am 18. Juni 2020 haben wir dann erneut 20 Säcke Reis, 25 kg Linsen, 20 Liter Öl, jeweils 40 – 50 kg Kartoffeln und Zwiebeln, 50 Seifen sowie Hand-Desinfektionsmittel gespendet. Da zu diesem Zeitpunkt bereits Lockerungen implementiert waren, konnten wir die Nahrungsmittel selbst vorbeibringen.

 

Übergabe der Lebensmittel

 

Lily, die wusste, dass wir kommen, hat sich viel Zeit genommen uns herumzuführen. Wir waren sehr beeindruckt, welche hohen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen vor und im Gebäude eingehalten wurden.

Wir bekamen Einblicke in den Küchen- und Vorbereitungsbereich für die warmen Mahlzeiten. Zum damaligen Zeitpunkt wurden täglich noch 800 Mahlzeiten gekocht. Diese waren für die im WHR-Zentrum untergebrachten rückkehrenden Gastarbeiterinnen, die Mitarbeiter des Zentrums sowie die vielen bedürftigen Menschen, die aufgrund des Lockdowns die elementaren physiologischen Grundbedürfnisse nicht mehr selbst befriedigen konnten, bestimmt. Die Ausgaben der warmen Mahlzeiten erfolgte immer am Spätnachmittag an drei verschiedenen Orten und zwar im Slumviertel in Tripureshwor, nahe dem Flughafen,  im Slumviertel unweit des WHR-Zentrum, zwischen Golfutar und Tokha gelegen sowie in Budhanilkhanta.

 

Hier wird der Reis für die Mahlzeiten gekocht

 

Lily zeigt uns die Gemüsevorräte

 

Verpacken der warmen Mahlzeiten

 

Nachdem wir zunächst bei einem Briefing, der sich in Quarantäne befindenden Frauen zuschauen und zuhören durften, fuhren wir mit zum Slumviertel zur Essensausgabe.

 

Die warmen Mahlzeiten werden zum Slumviertel gebracht

 

Freiwillige helfen bei der Essensverteilung

 

Alles wird registriert und kontrolliert

 

Leider konnten wir aufgrund eines plötzlich einsetzenden, heftigen Regens bei der Essensverteilung selbst nicht anwesend sein. Wir wussten vorher nicht, dass dieses Elendsviertel, versteckt mitten in Kathmandu existiert. Das hat uns doch sehr bedrückt und musste erstmal verdaut werden.

 

Slumviertel versteckt in Kathmandu

 

Am 27. Juli 2020 haben wir dann nochmals 20 Säcke Reis und 25 Kg Linsen ins WHR-Zentrum gebracht. Dieses Mal durften wir bei der Essensausgabe in Budhanilkhanta dabei sein. Es war sehr beeindruckend, wie diese Ausgabe über Listen kontrolliert und strukturiert, erfolgte. Auch war es sehr berührend zu sehen, wie dankbar die Menschen für eine warme Mahlzeit sind und wie sie trotz all der Schwierigkeiten und Herausforderungen noch lächeln können und freundlich sind.

 

Reis & Linsen

 

Warten auf die Ausgabe der warmen Mahlzeit

 

Erleichterung & Dankbarkeit – der Hunger kann gestillt werden

 

Insgesamt vier Monate erfolgte die tägliche Verteilung der warmen Mahlzeiten – Wahnsinn was die Freiwilligen und alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von WHR dabei auf die Beine gestellt haben. Das sind für mich die wahren Helden der Corona-Krise in Nepal.

 

Menschlichkeit in der Krise

 

Ausblick

Ein Lichtblick für die Zukunft ist der Austausch mit der Programm-Managerin Rajin von WHR über eine Kooperation mit Tembas Nepal Trek & Expedition Pvt. Ltd. in der Ausbildung von Frauen-Trekking-Guides.


Link zum YouTube Video von der WHR-Food Bank Aktion

https://www.youtube.com/watch?v=vrI1AL2qkfA

 

Kontaktdaten & Webseite der Organisation

Woman for Human Rights – Single Women Group (WHR)
Budhanilkantha – 7, Hattigauda, Kathmandu, Nepal
Email: mail@whr.org.np
Web: www.whr.org.np

Ostern 2020 – Die Geheimnisse von Nepal entdecken

24. August 2019 at 18:01

Die Deutsch-Nepalische Hilfsgemeinschaft Stuttgart (DNH, www.dnh-stuttgart.org) bietet vom 6. – 17. April 2020 wieder eine Reise nach Nepal an. Höhepunkte sind der Besuch der Sozialprojekte sowie das Eintauchen in die fremde Kultur und die atemberaubenden Bergwelten. Die Reise ist individualisierbar durch zubuchbare Verlängerungsoptionen.

Weitere Infos zur Reise gibt es bei der DNH oder bei Sabine und Temba von der durchführenden Reiseagentur Tembas Nepal Trek & Expedition Pvt. Ltd. (www.tembasnepaltrek.com; info@tembasnepaltrek.com).

Wir freuen uns auf Euch!

NAMASTE

NAMASKAR Nepal Informationen / Rundbrief No. 24

6. Juni 2019 at 18:43

06. Juni 2019 – Namaskar Nepal – Informationen / Rundbrief No. 24

Feierliche Einweihung der wiederaufgebauten Häuser im Dorf Brabal / Projektabschluss

Dorf Brabal
Landgemeinde Gosainkunda 5, Rasuwa

Wiederaufbau von Privathäusern

gespendet von Sunaulo Sansar NGO, Kathmandu, mit Unterstützung der Menschen aus Südtirol – Italien, der Schweiz und Deutschland

Einweihungstag: 1. Juni 2019

 

 

 

 

 

 

Das ist der Text unseres Projektschildes, das nun am Ortseingang von Brabal angebracht ist.

Dank Ihrer Unterstützung konnten wir das Wiederaufbau-Projekt nach 4 Jahren, 1 Monat und 7 Tagen zum Abschluss bringen und diesen Festakt am 01. Juni 2019 mit der Einweihung des Dorfes Brabals und den wiederaufgebauten Häusern feierlich begehen.

Brabal Village

 

Ehrengäste

Ehrengäste

 

Weitere Ehrengäste


Unsere Vorbereitungen zur Feier begannen bereits Anfang Mai. Nachdem alle Einladungen verschickt, das Projektschild und die Plakate gefertigt, Zertifikate für die neuen Hauseigentümer erstellt waren und wir in einem zweistündigen Powershopping alle Zutaten für das Festessen eingekauft hatten, konnten wir Ende Mai vollgepackt losfahren.

Da fast keine Tätigkeit oder Planung ohne Herausforderungen in Nepal möglich ist, hatten wir die erste Startschwierigkeit bereits in Kathmandu zu überwinden. Durch einen im Matsch steckengebliebenen Lastwagen mussten wir auf enge Sträßchen im Wohngebiet ausweichen. Dies führte dazu, dass wir mehrfach in Sackgassen feststeckten und nur mit Geduld und dem exzellenten Fahrkönnen unseres Fahrers wenden und dann nach gefühlten 2 Stunden zurück auf die Hauptstraße kehren konnten. Dieses mal fuhren wir über die neue Strecke, die nach dem Ort Betrawati in Mailung abzweigt und entlang des Trisuli Flusses vorbei am Trisuli 3 B Hydropower Projekt ins Langtang Gebiet führt. Das offiziel im Februar 2019 eröffnete Projekt soll nach 3 Jahren fertig gestellt sein und Nepal mit weiterer Elektrizität versorgen. Die Konstruktion eines 3800 m langen Tunnels, eines Kraftwerks, Zwischentanks und weiteren Bauwerken erfolgt unter der Leitung einer chinesischen Baufirma.

Die unbefestigte Straße führte zunächst mitten durch diese Mega-Baustelle. Am Straßenrand waren überall Blechhütten aufgestellt, in denen die hauptsächlich aus China stammenden Arbeiter vorübergehend wohnen. Künstlich entstandene Siedlungen, die die Menschen mit dem Notwendigsten versorgen. Nach dem Passieren des Langtang Nationalparks Checkposten ging die Fahrt weiter durch die enge Schlucht. Die Felswände ragen bedrohlich an den Seiten empor. Die andere und bisher einizige Strecke Richtung Langtang schlängelt sich oberhalb der Klamm entlang. Welche Strecke nun besser ist, ist schwer zu sagen. Holprig, uneben und rumpelig sind beide. Zeitsparender ist der untere, am Fluss entlang führende Weg. Dies aber auch nur dann, wenn es trocken ist und sich der Jeep nicht durch tiefen Schlamm und Matsch quälen muss.

Der Regengott hatte ein Einsehen mit uns und Dank des trockenen Wetters kamen wir gut voran und konnten anschließend auch die Schotterstraße von Sano Barkhu nach Brabal nehmen. Mit dem Vierradantrieb schaffte es der bis oben hin beladene Wagen innerhalb einer halben Stunde bis zu unserem Zielort. Noch vor 6 Jahren konnte dieser Abschnitt nur zu Fuss bewältigt werden. Die 3 stündige Wanderung war eine der schönsten; der wohltuende Klang der Stille hat dabei besonders fasziniert. Dennoch können wir von Glück sagen, dass der befahrbare Weg existiert und wir dadurch die ganzen Baumaterialien während den Wiederaubauarbeiten ins Dorf transportieren konnten. Auch für die zu unserer Feier eingeladenen Ehrengäste aus Kathmandu erleichtert diese Möglichkeit die Anreise.

Einen Tag vor der seit langem geplanten Einweihungsfeier war es jedoch nicht sicher, ob auswärtige Gäste überhaupt anreisen konnten. Die Bewohner von Sano Barkhu hatten kurzfristig beschlossen, den unteren Zugangsteil der Straße aufgrund Teer- und Asphaltarbeiten für mehrere Tage zu sperren. Die zweite Herausforderung stand vor der Tür: Mussten wir nun alles abblasen oder welche Alternativen gab es? Eine ergebnisorientierte Kommunikation mit den Leuten aus Sano Barkhu war unmöglich. Nach langem Hin- und Her hatten wir beschlossen, die Feier nicht platzen zu lassen, aber sicherheitshalber unseren Jeep in Thulo Barkhu abzustellen um nach den Feierlichkeiten wieder zurück nach Kathmandu fahren zu können. Dies war dann doch nicht mehr erforderlich, da wir einen Anruf erhielten und die angekündigten Straßenbauarbeiten aufgrund eines plötzlichen Todesfalles ein paar Tage verschoben wurden. Nun war die freie Fahrt und Anreise der Gäste gewährleistet.

Es hat sich mal wieder gezeigt, dass es in solchen, in Nepal relativ häufig auftretenden speziellen Situationen, wichtig ist, ruhig zu bleiben, einen kühlen Kopf zu bewahren und keine Energien mit “Hau-Ruck-Aktionen” zu verschwenden. In den meisten Fällen löst sich die Herausforderung doch von selbst.    

Vorbereitungsarbeiten – Knoblauch schälen & Ingwer putzen

 

In Gesellschaft arbeitet es sich immer leichter

 

Kichererbsen-Curry


Besonders geehrt gefühlt haben wir uns durch die Teilnahme-Zusage des Präsidenten von Upper Rasuwa, der am Abend vor der Einweihungsfeier von einer Japan-Reise zurückgekehrt war. Im Gegensatz zu den anderen lokal ansässigen Ehrengästen hat uns sein pünktliches Eintreffen in Brabal wirklich sehr beeindruckt.   Mit fast zweistündiger Verspätung, sozusagen zur “Nepali Time” konnten wir dann die Zeremonie, die auf dem Vorhof des einstöckig wiederaufgebauten Klosters stattfand, eröffnen. Nach dem Reichen von Snacks und Vorstellen der Ehrengäste wurden dem Präsidenten von Upper Rasuwa, dem Bürgermeister der Landgemeinde Gosainkunda, dem Landkreisvertreter des Langtang Nationalparks, dem Ortsvorsteher von Brabal, Vertretern der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft Nepal, dem Militärvorsitzenden und dem buddhistischen Lama (Priester) aus Thulo Shafru sowie unserem Freund, Förderer und Spender Thomas Pfänder aus Crailsheim jeweils eine Khada und ein Ehrengast-Anstecker überreicht.

Dorfbewohner warten auf die Eröffnung


Nach der Eröffnungsrede begab sich die gesamte Gesellschaft zum Ortseingang. Die Enthüllung des Projektschilds und das Zerschneiden des Eröffnungsbands wurden durch den Ministerpräsidenten unter Applaus der Dorfbewohner und übrigen Ehrengäste vorgenommen.

Auf dem Weg zum Ortseingang

 

Zerschneiden des Eröffnungsbandes durch den Präsidenten von Upper Rasuwa

 

Rückweg zum Klosterplatz


Es folgten weitere Rede den Ehrengäste. Die genannten Perspektiven zur Dorfentwicklung, wie beispielsweise das genehmigte Budget zur kompletten Asphaltierung der Straße bis nach Thulo Shafru, die Durchführung eines vom Langtang Natinonalpark geförderten Homestay-Projekts sowie der Bau eines Aussichtsturms und die Förderung des regionalen Apfelanbaus, zauberten den Dorfbewohnern ein Lächeln auf die Lippen. 

Anschließend nahmen die neuen Hausbesitzer mit tiefstem Dank das Zertifikat über die Projektteilnahme und das symbolische Schloss entgegen. Thomas und wir wurden von den Einwohnern im Gegenzug mit handgefertigten Tamang-Taschen und Gürteln beziehungsweise einem traditionellen Schürzenkleid überrascht.  Die Feierlichkeiten endeten mit einem gemeinsamen Dal Bhat Essen und anschließender Fotosession.

Übergabezeremonie

 

Zertifikate für die Männer und Schlösser für die Frauen

 

Der Ortsvorstehen von Brabal überreicht Thomas das Geschenk


Ausblickend möchten wir darauf hinweisen, dass weitere Informationen zu den Projektausgaben und dem verbleibenden Spendenguthaben in unserem kurzfristig erscheinenden Tätigkeits- und Rechenschaftsbericht 2018 veröffentlicht werden.

NAMASTE!

Temba & Sabine

 

Gruppenbild mit Ehrengästen und Dorfbewohnern

Reise in eine andere Welt – DNH Projektreise

25. November 2018 at 9:07

Es ist wieder soweit!

Mit der im Frühjahr 2019 stattfindenden 3-wöchigen Projektreise nach Nepal  möchte die Deutsch-Nepalische Hilfsgemeinschaft, Stuttgart (DNH, www.dnh-stuttgart.org) Ihnen und allen Interessierten erneut einen direkten Einblick in ihre Projekte und ihre Arbeiten vor Ort ermöglichen. Fahren Sie mit der DNH zu den abgelegenen Schulen im Osten des Landes und fühlen bei  einem Kurz-Camping das Flair des sagenumwobenen Himalayas.  Genießen Sie ein hausgemachtes Dal Bhat bei einer nepalischen Familie während den Besichtigungen der Schule, des MGML-Lehrerausbildungszentrums sowie der dazugehörigen Homestays in Badalgaon.  Wandeln Sie auf den Spuren der Shah-Könige beim Besuch des ehemaligen Königreichs Gorkha. Lassen Sie sich verzaubern von der entspannten Atmosphäre des Phewa-Sees und machen Sie sich selbst ein Bild über die Förderung von Dalit-Mädchen bei einem Haus- und Familienbesuch im Elendsviertel von Pokhara.  Lassen Sie sich überraschen was der Dschungel im Chitwan Nationalpark alles zu bieten hat und nehmen Sie teil an der 25 jährigen Jubiläumsfeier der Aufforstungsaktion  und Anpflanzung eines Waldes als Pufferzone in Dharampur. Die Mitarbeiter und die Partner vor Ort freuen sich auf Sie!

Die Reise wird von der lokalen Reiseagentur Tembas Nepal Trek, Kathmandu, organisiert und durchgeführt.  Andreas Falk, der Vorstandsvorsitzende der DNH wird die Reise teilweise begleiten und Sie mit seinem umfangreichen Wissen über Nepal und seine Menschen informieren.

Reisezeitraum:  15. März bis 04. April 2019 (ab / bis Kathmandu)
Mindestteilnehmerzahl:  10 Personen
Vorläufiger Reisepreis: ab EUR 1.825,00

Verbindliche Anmeldungen bis spätestens zum  15.01.2019 bei Tembas Nepal Trek (info@tembasnepaltrek.com).

http://www.tembasnepaltrek.com/de/reisetermine/icalrepeat.detail/2019/03/15/247/-/projektreise-nepal-mit-der-deutsch-nepalische-hilfsgemeinschaft-e-v#.W_oQOegzY2w

 

Bildung für die Ärmsten der Armen

31. August 2017 at 11:44

Schulbildung und Persönlichkeitsentwicklung für die Ärmsten der Armen

Das Kastenwesen in Nepal war bis zu seiner offiziellen Abschaffung im Jahr 1963 über ein Jahrhundert lang gesetzlich verankert. Die Angehörigen der untersten Kaste, die Dalits, gelten als unrein und daher unberührbar. Für uns Europäer ist das nicht nachvollziehbar, denn dazu zählen ehrbare Hand‐
werksberufe wie Schmiede, Schneider, Friseure aber auch bestimmte Musiker, Wäscher, Straßenreiniger und Abdecker. Dalits gehören zu den Ärmsten der Armen und erleben selbst heutzutage noch soziale und politische Diskriminierung und Ablehnung in der Gesellschaft.

Seit 1998 unterstützt die Deutsch-Nepalische Hilfsgemeinschaft e.V. (DNH, www.dnh-stuttgart.org) Dalit Mädchen in der Schulbildung und Persönlichkeitsentwicklung über die nepalesische Hilfsorganisation Children Nepal in Pokhara. Die lokale NGO wurde 1995 gegründet und setzt sich insbesondere für sozial benachteiligte Kinder, hauptsächlich Mädchen, aus armen Familien ein. Dabei wirkt die Organisation als Beratungsstelle und Ausbildungszentrum zugleich. 18 qualifizierte und hochmotivierte Sozialarbeiter kümmern sich um die Kinder und Familien. Von den derzeit 400 betreuten Kindern werden 115 von der DNH gefördert. Gerne würde die DNH dieses Kontingent erweitern, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden.

Das von Children Nepal praktizierte Hilfsprogramm ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine gezielte Hilfe für benachteiligte Kinder inklusive Familienförderung in Nepal geleistet werden kann. Besonders erwähnenswert ist, dass die Kinder während der gesamten Förderungsdauer zu Hause bei ihren Eltern oder Verwandten wohnen. Die Mitarbeiter von Children Nepal kennen die familiären und sozialen Verhältnisse eines jeden Kindes. Bereits bei der Auswahl der Kinder im Alter zwischen fünf und sechs Jahren wird der Familienhintergrund durch einen Hausbesuch und Gesprächen mit Nachbarn untersucht.  Durch weitere regelmäßige Besuche in den Familien können Probleme innerhalb der Verwandtschaft frühzeitig erkannt und anschließend einer Störung der persönlichen und schulischen Entwicklung des betroffenen Kindes entgegengewirkt werden. Wiederkehrende Treffen mit der Schulleitung und den Lehrern tragen dazu bei, Lernprobleme oder unentschuldigte Abwesenheiten vom Unterricht zu erörtern und aufzuklären.

Die finanzielle Unterstützung der Kinder erfolgt in Form der Bereitstellung von Schulmaterialien und Schulkleidung sowie Bezahlung von Schulgebühren, Ausflügen und weiteren bildungsfördernden Maßnahmen. Darüber hinaus leistet die NGO einen besonders nennenswerten und in Nepal sonst selten vorkommenden Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung der Kinder.

Während der wiederholt stattfindenden Schulungen zur Lebensführung und Berufswahl werden die Lebensziele und -vorstellungen eines jeden Einzelnen in einer schriftlichen Zielvereinbarung festgehalten.  In turnusmäßigen Nachschauprüfungen werden die Ziele zusammen mit den Sozialarbeitern überwacht, korrigiert oder neu getroffen. Children Nepal legt dabei großen Wert auf eine realistische und erreichbare Zielsetzung der Kinder.

 

 

Auch zur Inklusion der Dalits trägt die Hilfsorganisation durch Schulungen für Lehrer und Schulleitung bei. „Früher war es für Dalits unmöglich, das Haus einer anderen ethnischen Volksgruppe zu betreten. Ein gemeinsames Essen oder gemütliches Beisammensein war undenkbar. Heutzutage sitzen die Lehrer schon mal zusammen mit den Dalit Schülern. Gemeinsame praktische Arbeiten der Schüler unterschiedlicher Herkunft sind mittlerweile möglich. Positive Entwicklungen und Veränderungen sind langsam wahrnehmbar.“  erzählt Sharada Sharma, die Leiterin von Children Nepal.

Sharada, die bereits seit 21 Jahren für die NGO tätig ist, kann von vielen erfolgreichen Lebensgeschichten der Kinder berichten.

Ganz besonders freut sich sie sich über die Entwicklung der jungen Frau Israth.  Israth war das erste Dalit Mädchen, das von der DNH gefördert wurde. Heute arbeitet sie bei Children Nepal als Sozialarbeiterin und Assistentin der Geschäftsleitung.

Kunjani Pariwar absolvierte nach ihrem Schulabschluss zunächst eine Ausbildung zur Lebens- und Berufsberaterin. Heute studiert sie im letzten Semester Jura. Nach dem Erdbeben im vergangenen Jahr besuchte sie auf eigene Faust die betroffenen Gebiete um die Menschen zu unterstützen und ihnen Mut zu machen.

Der Artikel wurde im DNH-Brief Oktober 2017 veröffentlicht:
http://www.dnh-stuttgart.org/fileadmin/templates/dateien/DNH_Brief_12.pdf