Das Nonnenkloster BIGU GUMBA

16. Juli 2017 at 23:26

Ein beeindruckendes Beispiel des Wiederaufbaus in Nepal

Bigu Gumba eines der ältesten Nonnenkloster in Nepal liegt ganz idyllisch auf einer Anhöhe (2.580 m) mit wunderschönem Ausblick im Dolakha Distrikt.

Ein versteckter und magischer Ort – fast so wie im Märchen Schneewittchen bei den sieben Zwergen, hinter den sieben Bergen.

Geshe Lobsang Gyalsen La, der Klostervorsteher von Bigu Gumba steigt bereits in Charikot zu uns in den Jeep. Nach zwei Stunden Fahrt durch eine herrliche Landschaft begleitet durch das kurze Aufblitzen der Ghaurishankar Bergkette erreichen wir Singati (1.065 m). Hier machen wir eine kleine Mittagsrast in einem lokalen Dal Bhaat Restaurant. Danach geht es gestärkt weiter. 3 ½ Stunden Fahrt liegen bis Bigu Gumba vor uns.

Beschwerlich und keuchend kämpft sich der Jeep die steilen, holprigen und abschüssigen Wege hoch.  In dieser Gegend hat der Tourismus noch keinen Einzug gehalten. Es gibt keine entwickelte Infrastruktur für Trekkingreisende. Hier existiert nepalisches Dorfleben pur. Viele Dörfer um Bigu werden von der ethnischen Volksgruppe Thami bewohnt. Ein Stamm, der ursprünglich Schamanismus praktizierte und sich durch Inzest erhalten konnte.

Schon während der Fahrt beginnt Geshe La über das Kloster zu erzählen: „Bigu Gumba wurde 1932 gegründet und ist das älteste Nonnenkloster aus dem Mahayana Buddhismus in Nepal. Der offizielle und registrierte Name des Klosters lautet Tashi Chime Gatsal Gompa. Im Jahr 2008 kam ich nach Bigu Gumba und habe die Position des Klostervorstehers übernommen. Insgesamt sind derzeit 65 Nonnen im Alter zwischen 8 und 90 Jahre im Kloster ordiniert. 50 Nonnen leben im Moment vor Ort.“

Durch die interessanten Berichte ist die Reise kurzweilig. Die Zeit vergeht schneller als gedacht.

„Gleich haben wir es geschafft.“ ruft Geshe La. Es ist kaum zu glauben, denn das Klostergrundstück ist weit und breit nicht zu sehen. Dann plötzlich, nach einer letzten Serpentine, wie aus dem Nichts, breitet sich das Plateau aus.

 

Bigu Gumba

 

Wir werden herzlich von den Nonnen empfangen und können bei einem Tee das Gespräch mit Geshe La fortsetzen. Dabei erfahren wir, dass jährlich 5 – 6 neue Nonnenschülerinnen, vorwiegend aus den Gebieten Dhading, Jiri, Sinduli, Sinduphalchowk und Dolakha, ins Kloster kommen.  Bedauerlicherweise liegen die Abgänge in der gleichen Größenordnung.

„Neben den buddhistischen Praktiken des Buddhismus und der tibetischen Sprache lernen die Nonnenschülerinnen in der klostereigenen Schule Englisch, Nepali und Mathematik bis zur 8. Klasse. Dazu wurden extra zwei Lehrerinnen seitens der Regierung eingestellt. Den SLC Abschluss nach der 10. Klasse können die jungen Nonnen in der Dorfschule absolvieren“ führt das Klosteroberhaupt weiter aus.

Plötzlich hören wir einen Gong der langsam und rhythmisch angeschlagen wird. Es ist das Zeichen, dass in 15 Minuten eine Puja (Zeremonie/Gottesdienst) stattfindet.  Wir werden von Geshe La eingeladen daran teilzunehmen. Diese Einladung nehmen wir gerne an.  Bis zum Wiederaufbau des Klosters werden die Pujas in dem neuerstellen und von der nepalischen Regierung finanzierten Küchengebäude abgehalten.

Wir betreten andächtig den kleinen Raum. Die Nonnen sitzen entlang den Wänden auf Kissen, vor sich ein niederes Tischchen mit Gebetsbuch und einer Tasse Buttertee. Trommeln, Pauken und Trompeten liegen zum Einsatz bereit.  Nachdem wir Platz genommen haben, schenkt uns eine Nonne Buttertee ein.  Ein außergewöhnliches Erlebnis, fasziniert lauschen wir den Mantras, die sich mit den Klängen der Instrumente vermischen.

 

Nonnenschülerinnen bei der Puja

 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück berichtet Geshe La ausführlich vom Tag des Erdbebens am 25. April 2015. Die gesamte Klosteranlage, die Unterkünfte der Nonnen und das zum damaligen Zeitpunkt gerade fertig gebaute Gästehaus wurden komplett zerstört und die Schulräume schwer beschädigt. Mit einem Helikopter wurden die Nonnen und der Klostervorsteher nach Kathmandu ausgeflogen. Der Helikopter musste mehrere Male hin und her fliegen um die gesamte Klosterbelegschaft zu bergen.

Geshe La nimmt uns auf eine Besichtigungstour mit und zeigt uns das weitläufige Gelände. An den Notunterkünften der Nonnen ist ein Plakat angebracht. Es zeigt Bilder mit der Klosteranlage vor dem Erdbeben und danach. Auch die Baupläne der zu erstellenden Gebäude sind festgepinnt.

„Ich schätze, dass innerhalb 3 Jahren, also im Jahr 2018 die Wiederaufbauarbeiten abgeschlossen werden können“ antwortet Geshe La auf die Frage, wie lange es wohl dauert bis alles wiederaufgebaut ist.

Es ist bemerkenswert, wie Geshe La die Bauarbeiten kontrolliert, koordiniert und organisiert. Auch die Arbeiter, die aus Sinduphalchowk kommen und die erdbebensicherere Bauweise beherrschen, werden aufmerksam beobachtet und gelegentlich auf die Einhaltung der Baupläne und das korrekte Mischverhältnis für den Zement hingewiesen.

 

Neubauten in Bigu Gumba

 

Ein Trakt der neuen Nonnenunterkünfte steht bereits im Rohbau. Die Fundamente für die weiteren Gebäude sind bereits gelegt.  Darüber hinaus laufen die Bauarbeiten am Gästehaus mit 9 Zimmern auf Hochtouren. Das Haus soll im März fertiggestellt sein.  Für Wanderer, die auf der Rolwaling Route unterwegs sind, bietet diese Unterkunft eine tolle Möglichkeit an diesem fantastischen Ort in das Klosterleben einzutauchen und eine Puja hautnah zu erleben. Das Grundstück, auf dem eine Medizinstation entstehen soll, ist bereits eingeebnet und wartet auf die Fundamentlegung.

Finanzielle Unterstützung erhält das Nonnenkloster sowohl vor als auch nach dem Erdbeben hauptsächlich aus dem Ausland. Die große Hilfe kommt von Organisationen aus Hongkong, den USA und Deutschland.  Dennoch erfordert ein solch großes Projekt neben den finanziellen Mittel eine kompetente Leitung und Organisation. Sicherlich hat das Kloster mit Geshe La dafür eine geeignete Besetzung.

Es ist wirklich sehr beeindruckend zu sehen, wie weit die Wiederaufbauarbeiten an einem so abgelegenen Ort fortgeschritten sind. Wiederaufbauarbeiten, die mit inländischer und ausländischer Unterstützung sowie nepalischer Tatkraft geleistet werden.

 

Geshe La und Sabine Pretsch

 

Der Artikel wurde in Englisch im Spotlight Magazine Nepal am 10. März 2017 veröffentlicht:

https://www.spotlightnepal.com/2017/03/10/bigu-gumba-nunnery-an-impressive-example-of-reconstruction-in-nepal/